Der
Verkehr
mit Raphael.
nach Dürcrs Stichen, die ihm mit mehr oder minder Be-
rechtigung zugefchrieben werden. Doch auch Raphael felbft
entzog {ich der Einwirkung von Dürers Genius nicht. In
feiner Kreuzfchleppung von 1516, dem berühmten ßSpafimo
di Siciliaa in Madrid fcheute er fich nicht, die Compofltion
des betreffenden Holzfchnittes in der vgrofsen Paffiona
rückhaltslos zu entlehnen, fait Figur für Figur, und ins-
befondere jenes Motiv des hinfinkenden auf den einen Arm
{ich ftützenden Chriftus 1). Dafs diefes letztere Blatt Raphael
vorgefchwebt und ihn bei aller formalen Selbftändigkeit
zu einer feiner gelungeniien Schöpfungen infpiriert habe,
lehrt die Vergleichung mit Hilfe von Paolo Toschis vor-
trefflichem Kupferftich nach dem iiSpafimoe. Wir haben
ja auch noch andere Belege für das Anfehen und die Ver-
Wendung, welche Dürers Kunftblätter bei Raphael und feinen
Schülern fanden. Betrachtet man aufmerkfam die Dariiellung
von Jakob und Rahel am Brunnen in der fechflen Kuppel
der Loggien des Vaticans, fo erweift fich die ganze reiche
Landfchaft des Hintergrundes als eine Compilation aus
Dürers Kupfern; und zwar flammt der Felfen mit der Ein-
fiedlershütte links aus dem Hieronymus in der Wüite (B. 61),
die Baumgruppe, vor welcher die zwei Frauen ftehen, ift
aus der Mitte des grofsen Hercules (B. 7 3) entlehnt, und
das Schlofs auf dem Berge daneben ift nur eine etwas
freiere Benützung desjenigen auf dem ßMeerwundera oder
der Amymone (B. 71). Noch ein Beifpiel liefert das präch-
tige Querblatt von Agoftino Veneziano (Bartfch P. G. XIV.
Nr- 425), genannt xlo Stregozzoa. Die phantaitifche Er-
findung Cliöfes Kupferftichesv wird Raphael zugefchrieben;
ich laffe es dahingefiellt, ob fie nicht vielmehr Giulio Romano
angehört Auch dann aber ift bemerkenswerth, dafs die
Hauptfigur, die auf dem Gerippe des Ungethümes thronende
Hexe aus Dürers kleinem Kupferftiche (B. 67) herüber-
genommen ift. Auch bei den zuvorgeilannten, wie ja bei
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