Der
Altar,
Hofer
Flügel vom Altare der Dreifaltigkeitskirche zu Hof, gegen-
wärtig in der Pinakothek zu München (Säle, Nr. 22, 27, 39,
32). Sie find gut erhalten, beiderfeits bemalt und zeigen:
Chriftus auf dem Oelberge, St. Michael den Drachen tödtend,
die Kreuzigung 1), die Verkündigung, die Kreuzabnahme, die
Auferftehung, endlich die Anbetung des Chriitkindes und
die beiden Apoftel Bartholomaeus und Iacobus nebeneinander-
ftehend; blos die letztgenannten zwei Darftellungen haben
Goldgrund; fie bildeten wohl die Aufsenfeiten des gefchloffenen
Altares, deffen Mittelftück ficher ein Sculpturwerk war. Zu
Häupten der Apoftelfiguren die Infchrift: und) Qiljtifli gshurt
MCCCCLXV iav ift bis metrk grfizßt wavbcn. Die heiligen
Gefchichten find mit nüchternem Ernfle aufgefafst; die Ge-
ftalten find mager, aber nicht fchlank, die Köpfe oval, die
Nafen lang und fpitz, die Augen fchmal aber fein gefchlitzt,
das Kinn fpringt weich gerundet vor, zuweilen mit ganz
feinem Grübchen. Die Gefichter der Frauen find nicht ohne
Reiz, und tiefe Würde fpricht aus den Männerköpfen; der
des auferftehenden Chriitus iit von gewaltigem Ernft, doch
wird der Ausdruck durch das {ich verjüngende Untergeficht
gemildert. Hierin, wie in den mageren Gliedern an Schon-
gauers Typus mahnend, erfcheint die Gefialt doch mann-
hafter, herber und grofsartiger. Die Nebenfiguren find in
die bunte Modetracht der Zeit gekleidet vor ihren Lippen
find noch Sprüche in goldenen Lettern angebracht. Die
Gewänder find fehr fcharf gebrochen; haben kräftige Local-
farben, vorherrfchend lebhaftes Roth und Grün, dunkles
Blaugrün, Violettgrau und Purpur, dazwifchen Goldbrocat
mit grofsem Granatmufter. Die Fleifchtheile haben leichte
graue, zuweilen rofige Schatten, {ie flnd hell und tlüfsig
gemalt und fein verfchmolzen, fo dafs die Conturen nicht
1) Eine grofs ausgeführte Feder-
zeichnung in der Peiler Nationalgalerie
flimmt nahezu mit diefer Compofltion
überein, ifi gleichzeitig und {icher
von derfelben Meiflerhand. Zu dem
Folgenden vergl. Woldemar v. Seid-
litz: Michael Wolgemut; die Wand-
lungen feiner Malweife. Zeitfchr. für
bild. Kunß; 1883. xvm. 1696".