Volltext: Dürer (Bd. 1)

Michel 
Wolgemut, 
lehrte und der Künitler hatten gleichen Antheil an den Er- 
folgen des Buches, das zum Lefen wie zum Schauen einlud 
und fo recht auf den zur geifiigen Selbftändigkeit gelangenden 
Bürgeriland, den gebildeten Mittelfland der neueren Zeit 
berechnet war. Trotz manchen abenteuerlichen Vorftellungen, 
die es enthält, hat das Werk viel zur Erweiterung des mittel- 
alterlichen Geflchtskreifes im Volke beigetragen. In der ge- 
fchichtlichen Darfiellung Hartmann Schedels erfcheint Heiliges 
und Weltliches bunt gemifcht, Bibel und Mythologie reichen 
fich friedlich die Hand ganz in der Art der italienifchen 
HumaniPten, bei denen der Verfaffer in die Schule gegangen 
war. Der Erfindung des Malers war hier weiter Spielraum 
geboten, die künftlerifche Ausführung aber litt fichtlich unter 
der Befchleunigung der Arbeit und die Vollendung der Holz- 
fchnitte nimmt daher gegen das Ende des Buches immer 
mehr ab. Die grofsen Compofitionen zeigen ganz die Ge- 
iizaltungskraft und die herbe Phantaiie Wolgemuts von dem 
finnigen Familienbilde der aus dem Paradies vertriebenen 
erften Eltern (Fol. 9) bis zu dem Wilden Tanze der fünf 
Gerippe in dem Bilde des Todes (Fol. 264). Die vielen 
Wiederholungen gleicher Motive mögen auf den Antheil 
des jungen Pleydenwurff und anderer Gehilfen entfallen. 
Zierrath und Beiwerk folgen noch vorwiegend dem Ge- 
fchmacke am alten Stile, der fich freilich dem Spiele mit 
Naturformen und jeder Laune des Künftlers fügen mufs. 
Die zahlreichen Städteanfichten der Weltchronik ergeben 
fich wohl vielfach als Ausgeburten der Phantaiie, das Cha- 
rakteriflifche von manchen ift aber doch fo glücklich feii- 
gehalten, dafs ein offenes Auge für Naturericheintmgen und 
Zeichenftudien auf weiten Reifen vorausgefetzt werden müffen. 
So unvollkommen diefe Städtebilder uns auch erfcheinen 
mögen, fle ünd doch 
Landfchaftsmalerei 1). 
die erften Anfänge einer felbffändigen 
Durch das Pcoffliche Intereffe geleitet 
I) Abgefehen etwa von den ganz 
vereinzelten Beifpielen in Breiden- 
bachs Reife nach jeruiälem 1486, 
und in Thoman Lyrars oder 
Chronik von Schwaben. 
Lyrers
	        
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