Weltchronik,
Schedels
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mann Schedels ßNeuer Weltchronikx. Die genannten Pa-
trizier lieferten die Mittel zur Herftellung von mehr als
zweitaufend Holzftöcken; die beiden Maler aber müffen
eifrig an der Arbeit gewefen fein und eine grofse Werk-
Pcatt zu ihrer Verfügung gehabt haben, da das Werk bereits
nach zwei Jahren, am 23. December 1493, vollendet war.
Der urfprünglich lateinifche Text ward durch den Lofungs-
fchreiber Georg Alt mit angemeffenen Veränderungen auch
in's Deutfche übertragen und Koburger veranftaltete die
Ausgabe zugleich in beiden Sprachen. Welche grofse Ver-
breitung diefe Foliobände frühzeitig gefunden haben, zeigt
nicht blofs das heute noch ziemlich häufige Vorkommen
derfelben, fondern auch die im Nürnberger Stadtarchiv be-
findliche Urkunde vom 22. Juni 1509, in welcher die Be-
theiligten von den Ergebniffen des gemeinfamen Unternehmens
Rechenfchaft geben und fich über den ganz namhaften Erlös
aus demfelben vergleichen 1). Die Bücher gingen nach allen
Richtungen an Bevollmächtigte in vielen deutfchen Städten
bis Bafel, Strafsburg, Lübeck, Danzig, Breslau, Prag und
Wien; fodann nach Paris, Lyon, Krakau und Ofen. Starken
Abfatz fand die Weltchronik auch in Italien, namentlich in
Como, Mailand, Genua, Florenz, Bologna, theils durch die
Vermittlung des Nürnberger Kaufmanns Anton Kolb, theils
reifte dort zur Beforgung der Verkäufe ein Peter Vifcher
von Stadt zu Stadt, der aber wohl kaum mit dem berühmten
Nürnberger Erzgiefser ein und diefelbe Perfon fein dürfte.
In Nürnberg felbfl koftete der ftattliche Folioband vroht
d. i. mit farblofen Holzfchnitten und ungebunden 2 Gulden
rheinifch, illuminiert und eingebunden das dreifache.
Die Veröffentlichung der Nürnberger Weltchronik war
infofern ein Ereignifs in der Gefchichte des Buchdruckes,
als bis dahin ein grofses Werk profanen Inhaltes in fo präch-
tiger Ausitattung noch nirgends erfchienen war. Der Ge-
I) Abgedruckt bei M. Thauling: dePfchen Weltchronik; Mitthcilungen
Wolgemut als Meifter W und der des Infiituts für öiterr. Gefchichts-
Ausgleich über den Verlag der Sche- forfchung 1884, V, 1. Heft
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