Die erfien Zeichenproben.
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muficirenden Engel, die halb neugierig halb andächtig die
Gruppe betrachten. Die reiche Gewandung fällt in fehr
fcharf und eckig gebrochenen Falten herab. Das gothifche
Geftühle, die Blumen im Vordergrunde, der verhaltene Aus-
druck der Geftalten, ihre fymmetrifche Anordnung zum An-
dachtsbilde, alles trägt das Gepräge des alten Stiles in einer
ungemifchten Reinheit und Zierlichkeit, wie fie fpäter bei
Dürer nirgends mehr vorkommt. Der Gegenfatz zu feiner
fpäteren F ormengebung ifl: fo grofs, dafs niemand auf feine
Urheberfchaft verfallen würde, wenn das Blatt nicht in der
Mitte unten, ganz deutlich und echt, feine ältefte Bezeich-
nung: A und D neben einander und das Datum 1485 trüge.
Ift fchon die gewandte Führung des Silberftiftes im Selbft-
porträte des vorigen Jahres überrafchend, fo bleibt diefe
fichere Handhabung der Feder durch den vierzehnjährigen
Knaben geradezu unerklärlich. Diefe Zeichnungen fetzen
nicht blofs vielfache Vorübung voraus, fondern auch ein
ganz bewufstes Streben und eine malerifche Auffaffung, die
weit über die Anforderungen des Goldfchmied-Handwerks,
wie über alles das hinausgeht, was er etwa bei feinem Vater
lernen konnte.
Zur Stütze der gefchichtlichen Wahrheit haben wir die
getreue Abbildung der beiden letztgenannten Zeichnungen
in Holzfchnitt hier beigegeben. Wer mit dem Gange der
Ueberliefertmg auf dem Gebiete der Malerei vertraut iPc,
wird auf den erften Blick liehen, dafs hier nicht fchwanke
Gebilde eines unabhängigen jugendlichen Autodidakten Vor-
liegen. Diele Arbeiten tragen nicht blofs den allgemeinen
Charakter der damaligen Kunltweife, auch nicht blofs das
locale Nürnberger Gepräge derfelben, llC {lehen geradezu
unter dem vollen Einfluffe einer beflimmten tüchtigen Maler-
fchule. Dafs diefe keine andere ift, als die Michel Wolgetnuts,
wird durch die zahlreichen Vergleichungspunkte im Schatz-
behalter und der SchedelTchen Weltchronik aufser Zweifel
gefetzt. Wir itehen hier vor der merkwürdigen Erfcheinung,
dal's der kleine Goldfchmiedlehrling bereits den Spuren des