Volltext: Dürer (Bd. 1)

Familie. Die abgefchnitten und von einer Kappe bedeckt, deren Zipfel an dem Scheitel durch drei Knöpfe niedergehalten, auf der abgekehrten Seite in langen Franfen herabhängt, die mit bunten Federn befetzt fcheinen. Er trägt eine weite Ioppe, die er mit der Linken zufammenhält, indefs die Rechte con- ventionell mit ausgeftrecktem Zeigefinger und Daumen nach rechts weift. Namentlich die unteren Theile des Gefxchtchens find fehr wahr und fein gerundet. Die Haare insbefondere verrathen bereits feine künftige Eigenthümlichkeit und Meiiier- fchaft in ihrer Behandlung. Dagegen erfcheinen die Augen hart und ungefchickt, weil er diefelben in diefer Stellung nicht nach der Natur bilden konnte und ein felbftändigeres Wiffen ihm hierin noch nicht zu Hilfe kam. Indeffen fmd auch fpäterhin die Augen nicht eben die Stärke feiner Bild- niffe; fie behalten häufig etwas Starres und Gezwungenes. Auffallend erfcheint auf den erften Blick in der Haltung wie in der langgeftreckten Form der rechten Hand und in der Art, wie die Draperien gebrochen find, eine grofse Aehn- lichkeit mit den typifchen Bruftbildern in Hartmann Schedels Weltchronik. Siehe das Titelbild des Bandes. So anfprechend diefes erfte Selbfibildnifs Dürers auch ifi, in noch höherem Mafse zeigt eine andere Zeichnung aus dem folgenden Jahre 48 die feltene Frühreife des Künftlers. Das Blatt aus der Sammlung Posonyi in Wien, jetzt im königlichen Mufeum zu Berlin, zeigt eine Madonna unter einem Thronhimniel fitzend, zu deren beiden Seiten je ein Engel fieht, die Laute und die Harfe fpielend. Die jung- frau zeigt einen länglichen Kopftypus mit hoher Stirne, fie trägt die mächtige Krone in der Art der Kölnifchen Bilder der Zeit, darunter hervor Hiefst reiches Lockenhaar über ihre Schultern herab. Still vor fich herabblickend, neigt fie den Kopf linkshin gegen das zu ihr aufblickende und fie umarmende Chriftkind, das iie aufrecht auf ihrem Schofse hält. So unvollkommen deffen Körper wie auch die Hände der Mutter gebildet fmd, das Ganze ift ein Mufter liebens- würdiger Innigkeit, und lieblich Pcimmen dazu die beiden
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