Der
G0ldfchmiedlehr1ing_
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kleinen Goldfchmiedlehrlings die Infchrift: xDas ift auch
alt, hat mir Albrecht Dürer gemacht, eh' er zum Maler kam
in des Wolgemuts Haus, auf dem oberen Boden in dem
hinteren Haus im Beifein Conrat Lomayers feligem 1). In
freien Stunden alfo, in den entlegenen Winkeln des väter-
lichen oder befreundeten Haufes, im Kreife der ftaunendeu
Kameraden ward zuerft Pratt gothifchen Mafswerks und der
beliebten Akeleiblümchen das erfte bette unheilige Figürchen
zu Papier gebracht, bis der kleine Meifter {ich klar darüber
war, dafs er nicht zum blofsen Goldfchmiede beftimmt fei.
wUnd, erzählt er weiter, da ich nun fäuberlich arbeiten
konnte, trug mich meine LuPt mehr zu der Malerei, denn
zu dem Goldfchmiedwerk; das hielt ich meinem Vater vor;
aber er war nicht Wohl zufrieden, denn ihn reuete die ver-
lorene Zeit, die ich mit der Goldfchmiedlehre zugebracht
hatte. Doch gab er mir nach, und da man zählte nach
Chrifti Geburt 1486 am St. Andreas Tag (30. November)
verfprach mich mein Vater in die Lehrjahre zu Michel Wol-
gemut, drei Jahre lang ihm zu dienena.
Glücklicher Weife {ind nun auch noch andere Zeich-
nungen Dürers aus feinen Lehrjahren beim Vater erhalten,
welche beweifen, dafs die Zeit keineswegs fo verloren war
wie der gute Alte meinte. Seine nachweisbar frühefte Arbeit
iPr das Selbftporträt des I gjährigen Knaben in der Albertina
mit der fpäter von ihm eigenhändig beigefügten Infchrift:
vDas hab ich aus einem Spiegel nach mir felbft konterfeit
im 1484. Jahr, da ich noch ein Kind war. Albrecht Dürerq.
Das Bildnifs in halber Geftalt iit mit einer für jenes Alter
erftaunlichen Freiheit mit dem Silberftifte auf grundiertes
Papier gezeichnet. Es iit ein fmniges, liebliches Kinder-
geflcht, in dem man unfchwer die Grundzüge des künftigen
herrlichen Männerkopfes erkennt. Das lange Haar ift, der
Sitte der Zeit gemäfs, blofs über den Augenbrauen gerade
I) jahrbücher f. Kunftw.
Die Handfchrift erinnert an
I. 183.
die des
Rechenmeiüers
NeudörHer.