Familie.
Die
Lithographie von Strixner. In fo nachläffiger Kleidung und
Haltung tritt kein Mann auf, der bei einem Meifler fein
Bild beftellt hat; allem nach ift es ein Gefelle in feiner
Werkeltagstracht. Dafs er Dürern nahe geftanden, geht
daraus hervor, dafs auf einem weiter unten befprochenen
Schulbilde aus Dürers WerkPcatt von 1502 diefelbe Perfön-
lichkeit zum Modell für eine darin angebrachte Nebenfigtir
gedient hat. Mit dem edlen Antlitze unferes Meifters hat
diefer Kopf allerdings wenig Aehnlichkeit; um fo mehr aber
erinnert er an deffen Bruder Andreas, obwohl die dem letz-
teren ähnlichen Züge hier auch um vieles vergröbert er-
fcheinen. Neuefter Zeit hat man die Angabe V. Murrs, dafs
dies Bildnifs Albrechts Bruder, Hans Dürer, vorftelle, mit
dem Einwande abfertigen wollen, dafs diefer ja im Jahre
1500 erft zehn Jahre alt gewefen fei, und vergafs dabei ganz
der beiden älteren Brüder diefes Namens, deren einer 1470,
der andere 1478 geboren war. Wenn auch nicht der erftere,
fo kommt doch der letztere hier in Frage, zumal da urkund-
lich ein Hans Dürer im Jahre 1507 als Meifter in die Zunft
der Schneider von Nürnberg aufgenommen wird Diefem
Acte würde ein Alter von 29 Jahren ebenfo entfprechen, wie
22 Jahre dem oben erwähnten Bildniffe, deffen hergebrachte
Benennung fomit keineswegs fo unwahrscheinlich ift.
Von den jüngeren Brüdern, die Dürer überleben follten,
hatte Andreas wohl bis zum Tode des Vaters in deffen
Goldfchmiedewerkftatt gearbeitet; er ward fodann in feinem
I8. Jahre auf die Wanderfchaft gefchickt. Den jüngften Hans,
damals erft zwölf Jahre alt, nahm Dürer felbft zu flch in die
Lehre und konnte ihn bald in der Werkftatt als Gehilfen
brauchen. Doch mag er als Nefthäkchexi etwas verzogen
worden fein und fcheint in Dürers Abwefenheit 1506 nicht
gut gethan zu haben. Diefer räth daher der Mutter, dafs
f1e ihm Arbeit fuche, und fahrt dann fort: wIch hätte ihn
gern mit mir nach Venedig genommen, es wäre mir und
Baader , Jahrbücher
Kunflwiffenfchaft