Volltext: Dürer (Bd. 1)

Der Vater. 
Mutter. 
Die 
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gerichtete Thätigkeit um. Und bei diefer Thätigkeit ifl 
dann der Menfch mit feiner ganzen Seele, mit allen feinen 
Sinnen. Darum feffeln uns die Werke jener Zeiten fo dauernd, 
darum ergreifen uns die fchlichten Worte fo tief, mit denen 
Dürer die kleinften Umitände erzählt, die den Tod feiner 
Eltern begleiteten. Ganz unbewufst waltet ja der tiefe Ein- 
klang zwifchen naiven Seelen, unmerklich wohl für das Auge 
des gleichgiltigen Beobachters. Erft wenn Eins vom Andern 
getrennt wird, dann reifst es das gute Theil, das von feinem 
Wefen in der Bruft des Andern lebte, heraus auf die Ober- 
Bäche. Und was einmal fo wie mit Naturgewalt in das Be- 
wufstfein jener fchlichten Menfchen tritt, wiegt reichlich alles 
das auf was flch heute empfindfame Leute täglich erzählen. 
Fünf Jahre, nachdem Dürer das letzte Bildnifs von ihm 
genommen, erlag der Vater nicht feiner Altersfchwäche, 
fondern einem Anfalle von Ruhr. wUnd da er den Tod vor 
feinen Augen fah, gab er {ich willig drein in grofser GCdUlClm 
Er ftarb nach Mitternacht am 20. September 1502. Dürer 
erzählt weiter, wie man im letzten Augenblicke nach feiner 
Kammer lief, ihn zu wecken, xund ehe ich herab kam, da 
war er verfchieden, den ich todt mit grofsen Schmerzen 
anfah, dafs ich nicht würdig bin gewefen, bei feinem Ende 
zu feinlr Auf feinem Sterbelager hatte er dem Sohne die 
Mutter empfohlen, vdie er mir alleweg höchlich gelobt 
hatte, wie fie eine gar fo fromme Frau wäre; deshalb nehme 
ich mir vor, fie nimmermehr zu verlaffeim 
Diefem Vorfatze getreu, nahm Dürer zwei Jahre nach 
des Vaters Tode die Mutter ganz zu f1ch. Er fchildert die 
alte Frau, wie fre viel in Kirchen ging, ihn Heifsig zurecht- 
wies, wenn er nicht recht handelte, und wie fie ftets in 
grofsen Sorgen um fein und feiner Brüder Seelenheil war. 
wich mochte kommen oder gehen, fo war fiets ihr Sprich- 
wort: Geh" im Namen Chriftilr Ihre Wohlthätigkeit gegen 
Jedermann, ihre Sanftmuth in allen Widerwärtigkeiten des 
Lebens und ihren guten Leumund kann der Sohn nicht 
genugfam preifen. Dafür forgt er aber auch mit rührender
	        
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