Der Vater.
Körperlichkeit der Formen iPc durch graue Schatten bis zu
völliger Rundung ausgeführt, der Ton der Farbe von der
gröfsten Wahrheit und ungemein hell. Insbefondere lind
die Hände, deren Fingerfpitzen {ich am Paternofter ver-
einigen, wohlerhalten, vortrefflich durchgezeichnet und voll
Leben. Die Malweife ift ungewöhnlich breit und kräftig.
Aber auch die Rückfeite des Tannenbrettchens verdient
unfere Aufmerkfamkeit, denn fle zeigt uns mit dem Pinfel
gezeichnet das Familienwappen des alten Dürer: ein ge-
fchloffener Helm, einen Mohrenrumpf mit fpitzer, rother
Mütze, rother, gelb ausgefchlagener Jacke zwifchen zwei
goldenen Flügeln tragend, krönt zwei Wappenfchilde, deren
eines eine offene goldene Thür auf rothem Grunde, deren
anderes einen weifsen Widder in blauem Felde zeigt. jenes
ift bekanntlich das auch vom Maler geführte Wappen der
Dürer oder Thürer, wie fie {ich auch früher nannten; das
Allianzwappen aber kann hier nur auf Dürers Mutter Bezug
haben und liefert vollends den endgiltigen Beweis, das die-
felbe keine geborne Haller gewefen fei; es iPc ohne Zweifel
das Wappen der Familie Holper.
Das andere, allgemeiner bekannte Bildnifs feines Vaters
malte der junge Meifter bald nach feiner Heimkehr, als hätte
es nun gegolten, dem guten Alten zu zeigen, was er von
der weiten Wanderfchaft mitgebracht habe. Das Gemälde
benndet fich gegenwärtig im Beiitze des Herzogs von North-
umberland in Sion Houfe und trägt auf dem dunkleren, holz-
farbigen Grunde die Infchrift: 1497 ALBRECHT THVRER
DER ELTER VND ALT 70 JOR; es wurde bereits 1644,
als es noch im Befitze des Grafen von Arundel war, von
Wenzel Hollar geftochen. Alte Copien davon befltzt das
Städelfche Inftitut in Frankfurt a. M. und die k. Pinakothek
in München, letztere 18I4 von N. Strixner lithographiert.
Wieder erfcheint er in fchwarzem Käppchen und Unterkleid,
darüber einen braunen, pelzgefütterten Rock. Das Alter
hat zwar tiefe Furchen in das biedere Geficht gezogen, aber
noch quillt das Haar tingebleicht unter der Kappe hervor;