Volksdichtung.
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nO Nürnberg, du viel edler Fleck!
Deines Gleichen wird nicht gefunden, nein;
Ein weifer Rath, ein gehorfame Gemein
Und eine wohlgezogene Priellerfchaft,
Die iß gebunden mit folcher Haft,
Dafs ihrer keiner über die Schnur kann hauen
Mit Spiel, mit Unfug noch mit Frauen etc.((
Er befchreibt zunächfi die unvergleichlichen W ohlthätigkeits-
anftalten, darunter auch eine reichliche Stiftung für Hausarme;
fodann die lieben Kleinode der Stadt, vorerit die dreifache
Mauer mit dem breiten Graben und 187 Thürmen, dann
den Wald, den Steinbruch, aus dem manche 48 Schuh hohe
Kemenate aufgebaut worden fei, die man, ftünde fie auf
einem Berge, für eines Fürften Herberge halten könnte;
es folgt das Kornhaus, der ßfchöne Brunnens, die Pegnitz,
welche innerhalb der Stadtmauern 67 Mühlräder treibt, deren
keines ein feindlich gefinnter Fürit zu Hellen vermag; fchliefs-
lich die Reichskleinodien. Er preift die Stadt als einen der
erften Sitze der Wiffenfchaft und der Künfte, insbefondere
des Rothfchmiedhandwerks; vor allem aber ihre Kaufmann-
fchaft und ihre Handelsgröfse, ihren redlich erworbenen,
nicht geraubten und geftohlenen Reichthum als Krone
aber all ihrer Herrlichkeit ihre mufterhafte Ordnung im
Inneren und ihre F riedensliebe nach aufsen 1). Das Loblied
ift indefs nur eine Ausnahme bei Rofenplüt er fagt felbft
am Schlufse: vder Efel gen den Müller nimmer nit aus-
fchlägtr fonft weht aus feinen Liedern und Faftnachts-
fpielen nur jener Ton politifcher Satire, der nachmals durch
den fränkifchen Ritter Ulrich von Hutten feinen fchärfitexi
Ausdruck finden follte. Die Schwänke und Poffen von
Rofenplüt find zwar noch roh in der Form, blofse Zwie-
gefpräche, ihr Inhalt meift recht derb, aber nicht ohne eine
gute, ernfte innere Bedeutung. Ihm folgte fein jüngerer
Zeitgenoffe und Mitbürger, der Bader Hans Folz, der {ich
1) Lochner, Der Spruch von Nürn-
berg, befchreibendes Gedicht des Hans
Rofenplüt; Text
Nürnberg 1854.
mit Erläuterungen.
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