Volltext: Dürer (Bd. 1)

Nürnberg, 
Dietrich Ulsen aus Friesland.  Der Bürger Peter Dannhäuser 
war claffifchen Studien fo leidenfchaftlich ergeben, dafs einer 
feiner geiftlichen Freunde von feiner Befchäftigung mit den 
heidnifchen Dichtern fogar eine Gefahr für feinen Chriften- 
glauben befürchtete. 
Unter den Patriziern, welche {ich die Pflege der claffifchen 
Literatur befonders angelegen fein liefsen, fteht obenan Sebald 
Schreyer, geb. 1446 und von 1482-1503 Kirchenmeifter 
bei S. Sebald. Er hatte f1ch zwar erft in feinen fpäteren 
Jahren den Studien zugewendet, aber mit folchem Erfolge, 
dafs fein Haus bald der Sammelplatz aller Gelehrten wurde. 
Nicht blofs durch fein Wohlwollen, auch mit feinem Vermögen 
unterftützte er Künfte und Wiffenfchaften; er war es, der 
Schedels Weltchronik zum Druck beförderte. Johann Löffel- 
holz und Johann Pirkheimer, Wilibalds Vater, holten fich ihre 
Bildung in Italien, ftudierten in Padua die Rechte, wurden 
Rechtsconfulenten der Vaterftadt und befafsen koftbare 
Bibliotheken. Alle diefe gelehrten Nürnberger waren durch 
Freundfchaft nicht blofs unter einander, fondern auch mit 
einem Manne verbunden, der bei der Einführung der claffifchen 
Studien in Deutfchland eine hervorragende Rolle fpielt, 
nämlich mit Konrad Celtes. Diefer ward im Jahre 1487 
vom Kaifer Friedrich III. in Nürnberg zum Dichter gekrönt, 
der erfte Deutfche, der den kaiferlichen Lorbeer empfing. 
Er hielt {ich feitdem gerne in der Stadt auf ; mit faft allen 
oben genannten Männern ftand er in Briefwechfel, wie auch 
mit Charitas, der gelehrten Schwefter Wilibald Pirkheimers; 
auf Sebald Schreyer hat er eine feiner fchönften Oden ge- 
dichtet. Bei feinem zweiten Aufenthalte in Nürnberg 1491 
wollten ihm die Freunde einen Lehrftuhl der claffifchen 
Litteratur errichten, und als er nicht feft zu halten war, 
wurde die Stelle feinem Freunde Heinrich Groninger verliehen. 
Der Zuflufs fo reicher Bildungselemente konnte in Nürnberg 
um fo tiefer eingreifen, da der Bewegung der Geifter hier 
keine fiarre Autorität im Wege Pcand, weder eine fcholaftifche 
Gelehrtenzunft noch eine mächtige Clerifei.
	        
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