Nürnberg.
Bedeutung der Republik nach aufsen. In1 deutfchen Binnen-
lande war fie unftreitig die Königin der Städte, und nicht
blofs die benachbarten Gemeinwefen, fondern auch Bifchöfe
und Fürften fuchten ihre Freundfchaft, in Streitfällen ihre
Vermittelung. Den Eindruck einer Weltftadt machte daher
Nürnberg auf Johannes Butzbach von Miltenberg, als der-
felbe um 1470 als junger Schütz mit {einem rohen Beanus
ihren weithin {ichtbaren Thürmen und Zinnen {ich näherte l).
Die fortwährende Befchäftigung mit Staatsangelegen-
heiten, die Betheiligung am Welthandel und die dadurch
veranlafsten, häufigen Reifen hatten den Geflchtskreis der
Nürnberger Patrizier frühzeitig erweitert. Insbefondere mufste
der rege Verkehr mit Venedig im XV. Jahrhunderte in ihnen
den Sinn für clafüfche Studien wecken. Als nach dem
Meinungsaustaufche auf den grofsen Concilien von Conftanz
und Bafel und durch die F ördernng des Aeneas Sylvius
humaniftifche Bildung {ich auch in Deutfchland verbreitete,
beeilte {ich Nürnberg, die erften Vertreter der neuen Richtung
heran zu ziehen. Der Würzburger Gregor von Heimburg,
von welchem Aeneas Sylvius fagen konnte, er fei ohne
Widerrede der Gelehrtefte und Beredtefte unter den Deutfchen,
und wie einft Griechenland nach Latium geflogen fei, fo
{cheine jetzt in ihm Latium nach Deutfchland zu fliegen;
diefer auf dem Felde der claflifchen Literatur wie auf dem
der Politik und kirchlichen Oppofition gleich erfahrene Mann;
ferner Martin Mayr, der fpätere, freifinnige Kanzler des Erz-
bifchofs von Mainz, und der durch fein Ueberfetzungswerk
um die Volksbildung hochverdiente Niklas von Wyle waren
um die Mitte des XV. Jahrhunderts der Reihe nach als
Confulenten und Rathfchreiber in den Dienften der Stadt.
Der Letztgenannte gab bereits im Jahre 1445 jungen Leuten
in Nürnberg Unterricht in der deutfchen und lateinifchen
Sprache. Der damalige Pfarrer von S. Sebald, Heinrich
I) Otto Jahn, Aus der Alterthums-
wiffenfchaft 1863, S. 409. Vergl.
im Allgemeinen: K. Hagen, Deutfch-
lands litterarifche und religiöfe Ver-
hältniffe im Reformationszeitalter, 3
Bde.; Titelausgabe I868.