Nürnberg.
und fchon 1361 in feiner Gegenwart eingeweiht, um als
kaiferliche Kapelle zugleich politifchen Zwecken zu dienen;
daher auch vUnferer lieben Frauen Saalr genannt. Der
EinHufs franzöiifcher Gothik in manchen Einzelheiten ward
wohl durch den Luxemburger vermittelt. Die Steinmetz-
arbeit daran ift von feinPcer Durchbildung, fowohl im Zier-
werk, wie auch namentlich in den zahlreichen Figuren; ihre
Geftalten flnd fchlank aber nicht gewunden, die Köpfe find
von individueller Mannigfaltigkeit, Hände und Glieder ver-
rathen eine für jene Zeit überrafchende Naturbeobachtung.
Diefe Bildwerke von unbekannten, vielleicht fremden Meißel-n
mufsten auf die fernere KunPcentwickelung Nürnbergs von
Einflufs fein. Dies zeigt gleich der 1361-1377 erbaute
Chor von S. Sebald mit der berühmten Brautthüre.
In der Liebfrauenkirche hat das aus feiner Machtfülle
fcheidende Kaiferthum feiner getreueflen Stadt ein Ver-
mächtnifs hinterlaffen, das in dem Kunftfleifse ihrer Bürger
reiche Zinfen trug. Das erfte Zeichen ihrer Dankbarkeit ift
gewiffermafsen der berühmte ßfchöne Brunnenr auf dem
Herrenmarkte gegenüber der Frauenkirche, während der
Jahre 1385-1396 ausgeführt von dem Palier Heinrich Be-
heim 1). Unter den Standbildern, welche die herrliche Pyra-
mide zieren, hat Karl der Grofse die Geftalt Karls IV.
angenommen, des erflen deutfchen Kaifers, deffen Bildniß
die heimifche Kunft der Nachwelt überliefert hat, denn er
liebte die Kunft, fo wie er Nürnberg liebte. Auch feine
Söhne, deren ältefler, Wenzel, zu Nürnberg geboren und mit
grofsem Pompe bei S. Sebald getauft worden war, fuhren
fort, die Stadt auf alle Art zu begünfligen. Sigismund
brachte im Jahre 1424 die Kroninfignien und Reichs-Heilig-
thümer nach Nürnberg und betraute die Bürgerfchaft mit
deren Aufbewahrung. S0 lange das römifche Reich deutfcher
Nation beftand, barg das Gewölbe der Spitalkirche zum
I) Dem Namen nach vielleicht ein
Böhme. Vergl, die gute Monographie
von R, Bergau: Der fchöne Brunnen
zu Nürnberg, Berlin 1871,