Patriziat.
Zünfte.
Nützlin 1496 durch ihren Gatten ermordet wurde der
einzige Fall eines Mordes unter den Patriziern lehnte der
Rath die kaiferliche Vermittlung zu Gunlten des Mörders
mit fehr entfchiedenen Worten ab, während fonft Mord und
Todtfchlag im Volke auffallend leicht gefühnt wurde. Leon-
hard Groland hatte es gewagt, gegen Sitte und Herkommen
ein Liebesverhältnifs mit Katharina, der Tochter des Hans
Harsdörffer anzuknüpfen; der heimliche Briefwechsel ward
entdeckt, Groland gefangen genommen, zu zwei Monaten
Gefängnifs verurtheilt und auf fünf Jahre aus der Stadt und
Umgebung Nürnbergs verbannt; wobei noch ausdrücklich
erklärt ward, dafs {ich der Rath um eine etwaige Ehe-
fchliefsung zwifchen den beiden, ja ganz ebenbürtigen, Ver-
lobten nicht kümmere 1). Die erften Männer der Republik
büfsten jegliche Ueberhebung gleich mit Gefängnifs, wie
dies u. a. auch Wilibald Pirkheimer widerfuhr; und deffen
fo lange allmächtiger Gegner Anton Tetzel, feit I5o7 erfter
Lofunger, ward im Herbfte 1514 in den Thurm geworfen,
wo er auch nach vier Jahren Pcarb, ohne dafs fein Staats-
verbrechen, vermuthlich Bruch des Amtsgeheimniffes, je be-
kannt wurde.
Mit feltener Weisheit und Mäfsigung übten dagegen
die Patrizier gegenüber dem Volke ihre Macht; f1e wufsten
nicht blofs gute Herren zu fein, fondern auch als folche zu
erfcheinen. Indem fie den Handwerkern einen, wenn auch
ganz geringfügigen Antheil am Stadtregimente beliefsen,
hoben fle das Bewufstfein und den Gemeinfinn der Bürger-
fchaft und beugten dadurch ernftlichen Zerwürfniffen, gewalt-
famen Umwälzungen vor. Gerade die Eiferfucht, mit welcher
das Patriziat über feinen politifchen Vorrechten wachte, übte
eine günftige Wirkung auf die Gewerksthätiglzeit und die
Kunftentxxrickelung Nürnbergs. Suchte der Rath fchon die
Bedeutung der althergebrachten Handwerksgenoffenfchafterl
I) G. W. K, Lochner, Eine Nei-
gungsheirath, im Jahresbericht des
hifi,
für
Vereins
Mittelfranken
1363-