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Der
zweite Aufenthalt in
Venedig.
So fremdartig uns auch heutzutage die Schreibweife
Dürers erfcheinen mag, im Vergleiche mit anderen gleich-
zeitigen Briefen belehrt {ie uns doch, dafs Dürer die damals
noch {o ungelenke Mutterfprache gar gefchickt zu hand-
haben weifs. Er bedient {ich ihrer mit einer Freiheit und
Sicherheit, wie wenige feiner Zeitgenoffen, auch die Ge-
lehrten nicht ausgenommen.
Nun folgt leider eine Lücke in der Folge der Briefe
bis zum 28. Auguf": I506. Inzwifchen ift Dürer ganz auf-
gethaut unter dem italienifchen Himmel. Er fcheint {ich
aufserordentlich wohl zu fühlen in Venedig und fchiebt
daher den Zeitpunkt der Abreife fortwährend weiter hinaus.
Er hat auch etwas Italienifch gelernt, venetianifchen Dialekt,
den er in der Schreibung wunderlich mit feinem Bischen
Latein vermengt. Damit verfpottet er nun den Freund, der
{ich auf feine {iaatsmännifchen Erfolge etwas zu gute that:
2A! grzzndzlvszäno przärzo zzomo de! mozzdo! [Z wstru
scrviiore, Z0 3014222210 Albcrto Dürer dicß salutc a! m0 magrzzl
jico Messer Wilibzzlizlo Pirklzezärzer. März fade! z'0 zzdii wlrm-
tieri von grrznde pzkzcere [a voßra smziliz 2 grandc ozzorr.
Yo m2" wzeravzglio 00m2 ä possiäile sture 2m uomo 60m6 Vai
cwztra zum? sapzkrztzlrszäzzi Zirzzrzni, Öuli, 112272265 rzozz altro
nzodo nisi per zma graßzkz di D50! Quando 2b lcssi [a zrostra
lettcrrz dz" gueste strzme brstzarcz io 2662" tania paurzz, r par-
wnzi um: granrle cosa 1], aber ich halte dafür, dafs Euch
die Schottifchen auch gefürchtet haben, denn Ihr feht auch
1629, Gefchloffen fmd (liefe Briefe
Dürers immer mit einem Siegel, das
fein Wappenfchild mit der offenen
'l'hüre und darüber ein A und T
zeigt, welche Buchflzaben Campe irr-
thümlich für das obere Erlde einer
StaiTelei nahm. Reliquien, Titelblatt,
I) An den gröfsten und erfien
Mann der Welt! Euer Diener, der
Knecht Albrecht Dürer, fagt Heil
feinem fürnehmen Herrn Wilibald
Pirkheimer. Meiner Treu! ich ver-
nahm gerne und mit grofsem Ver-
gnügen Euere Gefundheit und grofse
EhrÄ Mich wundert, wie es möglich
ifl, dal's ein Mann wie lhr Stand
halten kann gegen fo viele geriebene
Tyrannen, Raufbolde, Soldaten auf
andere Weife, wenn nicht durch eine
Gnade Gottes. Als ich Eueren Brief
las über diefe gräulichen Fratzen, er-
fafste mich grofse Furcht und es
fchien mir ein gar gewaltig Ding,