Kupferftich.
Formfchnitt und
und bäuerlichen Schichten der Nation; das Volk war der
Mäceil der deutfchen Malerei, den es zu befriedigen galt.
Die Thätigkeit für das Allgemeine trug wefentlich dazu
bei, den Handwerker zum Künftler zu erheben. Der Appell
an die Oeffentlichkeit befreite ihn vom Drucke des Beftellers.
Der Maler durfte in Entwürfen für den Kupferftich und
Formfchnitt feinen eigenen Eingebungen folgen, auf deren
Verftändnifs er im gleichgefiimmten Volke rechnen konnte.
Dafs er in der Regel zugleich Drucker und Verleger der
eigenen Arbeiten war, mufste auch feine materielle Exiftenz
günüiger geftalten. Zur Sicherung des felbftgefchaffeilen
Eigenthums fetzte er ein Zeichen oder Monogramm auf das
Werk und ein wohlgeordnetes Staatswefen, wie das von
Nürnberg, überwachte forgfaltig die Unverletzlichkeit diefes
Befltzthums. Einen anderen Sinn, als den der Firma, des
befugten Verkaufrechtes hatte das Monogramm anfänglich
nicht. Erfl das Erwachen der modernen Perfönlichkeit, die
bewufste Ruhmbegier der Renaiffance unterfchob dem Zeichen
zugleich den geiftigen Eigenthumsbegriff. Darum warfen denn
auch die deutfchen Meifter ihre ganze Kraft auf die Aus-
beutung der Metallplatte und des Holzftockes, die eine end-
lofe Verbreitung ihrer Werke zuliefsen. War es ihnen ver-
fagt fxch in grofsen Flächen zu ergehen, fo griffen f1e in
alle Weiten, ftatt des Raumes wirkten die Maffen. Die
graphifchen Künfte zogen in Deutfchland keineswegs im
Gefolge der eigentlichen Malerei einher, fie ftanden eben-
bürtig ihr zur Seite, fxe traten ftellvertretend für diefelbe
ein. Das Wandgemälde ward durch den Holzfchnitt erfetzt,
die Tafelmalerei durch den Kupferftich vertreten. Ja in Er-
mangelung centralifierter Culturgebiete verlieh gerade die
publiciflifche Seite den zeichnenden Künften im Zeitalter der
auf blühenden Buchdruckerkunft gewiffermafsen eine monumen-
tale Bedeutungr fie gehen damals in der Wandelung des
Gefchmackes den übrigen Künften eher voran, ftatt ihnen zu
folgen; fie ftanden noch in keiner Abhängigkeit oder Unter-
ordnung zu denfelben. Es konnte fomit eine fo tüchtige
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