Volltext: Dürer (Bd. 1)

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Der 
Aufenthalt in Venedig, 
zweite 
Quadrate, nach welchen daffelbe zweifelsohne conftruiert 
worden ift. Und Dürer war dabei nicht allein, denn die 
auf dem Florentiner Blatte in Bezug auf die Mafse bei- 
gefügten fpärlichen Auffchreibungen {ind nicht von feiner, 
fondern von fremder Hand und lateinifch. Es fcheint mir 
gar nicht zweifelhaft, dafs hier Dürer von jemandem Unter- 
richt in Pferdeproportionen empfangen habe und dafs er {ich 
über die Theorien Verrocchios Rechenfchaft geben liefs. 
Ein fpeculativer Kopf, wie Luca Pacioli, konnte ihm ficherlich 
auch darüber Auffchlufs geben; er hatte gewifs nicht ver- 
faumt, Lionardo darüber auszuholen, als diefer in Mailand 
das rieiige Reiterbild Francesco Sforzas modellierte. Dafs 
Dürer bereits im Jahre 1506 die Vorltudien zu dem Kupferftich 
von 1513 macht, pafst ganz zu feiner Art, und jene Feder- 
zeichnungen find vielleicht niemals von Italien fortgekommen 1). 
Doch genug der Vermuthungen, kehren wir mit Dürer wieder 
nach Venedig zurück! 
Dürer malte damals in Venedig auch noch Bildniffe. 
Er berichtet felbft am 23.September I 506, dafs er in längftens 
vier Wochen dort fertig werde, ßdenn ich habe Einige zu 
conterfeien, denen ich's zugefagt haber. Von diefen Porträten 
hat {ich meines Wiffens blos eines in Italien erhalten, nämlich 
in der Galerie Brignole-Sale in Genua. Es ift das Bruftbild 
eines jungen Mannes, deutfchen Stammes den Gelichtszügen 
nach; er trägt eine fchwarze Mütze, ein braunes Mieder 
und eine fchwarze Jacke darüber und ift faft ganz von vorne 
gefehen. Leider ift das Bild fehr verdorben und übermalt 
bis auf ein Stück Mieder mit der fchwarzen in zwei Häftchen 
endenden Schnur und auf einige forgfältig und fcharf aus- 
geführte Haarpartien. Nur die vortreffliche Zeichnung 
fchlägt noch durch. Es iH: auf Holz gemalt mit der Infchrift 
in Goldbuchftaben: (Albertus Dürer germanus faciebat post 
virginis partum I506e und dem Monogramme. 
I) Ein anderes Beifpiel von Dürers 
Studium nach Pferdefkizzen Lionardos 
in der Gazette des Beaux-Arts 1877, 
II. 444 und 445.
	        
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