Volltext: Dürer (Bd. 1)

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Der 
zweite 
Venedig. 
Aufenthalt in 
meiniglich Dürers Stickmufler; er felbft nennt fie im Nieder- 
ländifchen Tagebuche xdie fechs Knotene 1). Durch Beifügung 
von vier Eckblättern an dem Umfange der Scheiben gab 
Dürer den Holzfchnitten die oblonge Form. "Erft im zweiten 
Drucke führen diefe Verknottingen das Monogramm Dürers 
in der Mitte. Diefelben Mufter kommen nun auch auf alten 
italienifchen Kupferftichen vor, nur auf weifseni Grunde, und 
diefe führen in der Mitte die merkwürdige Infchrift: ACA- 
DEMIA LEONARDI VINCI. Schon Vafari?) kannte diefe 
feltfamen Stücke; iie iind das einzige äufserliche Denkzeichen 
jener myfteriöfen gelehrten Gefellfchaft. Dafs ihre Erfindung 
wirklich aus Lionardos Umgebung in Mailand ftammt, lehrt 
ein Vergleich mit den Verzierungen des Spiegelgewölbes 
in der Sakriftei von Santa Maria delle Grazie. Längs der 
Ränder läuft dort auf blauem Grunde in Gold und Silber 
gehöht ein Geflecht von dickeren und dünneren Seilen, die 
fich namentlich in den Zwickeln zu einem ganz ähnlichen 
Netzwerke verknotenii). Die Deckenverzierung entftand zu 
derfelben Zeit, da Lionardo im Refectorium nebenan fein 
Letztes Abendmahl fchuf. Bereits deffen Lehrmeifter Andrea 
del Verrocchio wendet folche Verknotungen von Stricken 
gerne an auch im Bronzegufs z. B. an feinem berühmten 
Medicäer-Grabe in der alten Sakriitei von S. Lorenzo zu 
Florenz. Jene geheimnifsvollen, wie es fcheint immer {eltenen 
Kupferitiche mag Dürer aber durch Luca Pacioli kennen 
gelernt haben. Ohne irgend eine äufsere Veranlaffung hätte 
er diefelben wohl kaum copiert. Ein einfacheres Beifpiel 
ähnlicher Verzierungen hat uns Wenzel Hollar erhalten in 
den Ornamenten, die er nach DürerTchen Zeichnungen, ver- 
"muthlich aus Arundels Sammlung veröffentlichte. Es find 
zwei kleine Kränze von fchmalen Blättern, deren Inneres 
I) Dürers Briefe 109, Z. 5. Bartfch 
Nr, 14o-I45_ 
2) Ed, Lem. VII. 14. Vergl, Max 
Jordan, Das Malerbuch des Leonardo 
da Vinci, Leipzig 1873, S. I4 und 
Jahrb. f. K. V. 295. 
3) Vergl. G, Mongeri, Harte in 
Milano, 1872, S. 212, mit Abbild, 
eines Pendentivs,
	        
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