Volltext: Dürer (Bd. 1)

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Der 
Aufenthalt 
zweite 
Venedig, 
an der Spitze der dortigen Künfiler ftand. Er War Maler 
und Goldfchmied zugleich, und aus feiner Schule war ja der 
eifrige Nachahmer Dürers, Marcantonio Raimondi hervor- 
gegangen, fodafs er auch den Beinamen vde" Francir führte. 
Francia war auch mit Raphael innig befreundet; dafs {ich 
diefer aber im Jahre 1506 gerade in Bologna aufgehalten 
habe, wie Paffavant annimmt, iPc nicht beglaubigt. Der 
junge Urbinate hätte {ich freilich im gegebenen Falle einer 
Huldigung für Dürer nicht verfagt. Michelangelo hingegen 
kam wohl im November nach Bologna, um flch mit dem 
neuen Herrn der Stadt, dem Papfte Julius 11., dem er 
freventlich entronnen war, wieder zu verföhnen. Dürer traf 
er kaum mehr dafelbft an, und wenn auch  der ftolze 
Florentiner wäre ihm darum nicht minder unnahbar geblieben. 
Dürer ging nach Bologna, um gewiffe Geheimniffe der 
Perfpective zu erlernen. Es handelte {ich offenbar um gewiffe 
praktifche Vortheile, welche die mühfame Arbeit der Con- 
firuction vereinfachten und welche damals noch nicht Gemein- 
gut waren, fondern von den Wiffenden geheim gehalten 
und blos etwa mündlich mitgetheilt wurden. Wer war nun 
der lVleiPcer in Bologna, bei dem Dürer die Fähigkeit und 
die Geneigtheit, ihn in diefe Lehren einzuweihen, voraus- 
fetzen durfte? Durch Scheurl mochte Dürer von Venedig 
aus die Verbindungen mit demfelben angeknüpft haben. 
Harzen vermuthet, es fei niemand anderer gewefen, als 
der greife Piero degli Franceschi dal Borgo San Sepolcro, 
der durch feine Kenntniffe in diefer Richtung berühmte Lehr- 
meifier von Luca Signorelli und Verfaffer der Schrift: wDe 
perfpectiva pingendir, den fchon Vafari als den beften 
Kenner des Euklid feiert  Luca Pacioli, fein vertrauter 
Schüler, der gelehrte Mathematiker führt auch in der That 
unter den Orten, an welchen Piero dal Borgo ruhmvoll 
gewirkt habe, Bologna mit auf, ohne dafs {ich aber die Zeit 
I) E, Harzen, Ueber den Maler 
Piero degli F ranceschi; Archiv für 
zeichmKünfte II. 231-44. Vafari, 
ed, Lem. IV, 22, Vergl. Crowe und 
Cavalcafelle III. 316,
	        
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