Volltext: Dürer (Bd. 1)

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Der 
in Venedig. 
Aufenthalt 
zweite 
F ondaco, und dem jüngeren Giovanni war bereits feit 1479 
die Anwartfchaft darauf nebPc Wartegeld verliehen; vielleicht 
vertrat er auch bereits den älteren Bruder, der fchon im 
folgenden Jahre verftarb. Eine folche ßSenferiar im Deutfchen 
Kaufhaufe war fehr einträglich; Iie warf jährlich an 300 
Scudi ab. Die Signoria pflegte ein folches Amt {tets dem 
erften Maler der Stadt zu verleihen, der dafür die Ver- 
pflichtung hatte, das Bildnifs des neugewählten Dogen gegen 
die mäßige Entlohnung von 8 Scudi für den PalaPc von S. 
Marco zu malen. Auch Tizian befand {ich nachmals wohl 
bei diefem Amte. Er bewarb {ich darum 1513 und erhielt 
am 6. December 1516 nach dem Tode Giovanni Bellinis 
deffen Poften I). So mufste denn Dürer gleich nach feiner 
Ankunft die Bekanntfchaft Giovannis machen, von dem er 
im Gegenfatze zu jenen Tadlern, die ihn doch fo fleifsig 
copierten, fagt: vAber Giambellin, der hat mich vor vielen 
Edelleuten gar fehr gelobt. Er wollte gerne etwas von mir 
haben und iPc felber zu mir gekommen und hat mich  
beten, ich folle ihm etwas machen, er wolle es gut bezahlen. 
Und die Leute fagen mir alle, was er für ein rechtfchaffener 
Mann fei, dafs ich ihm gleich günftig bin. Er ift fehr alt 
und ift noch immer der befte in der Malereir. Sollte am 
Ende gar jener Iefus unter den Schriftgelehrten als An- 
denken für Bellini gemalt worden fein und der junge Lo- 
renzo Lotto in deffen Werkftatt die Gelegenheit zur Nach- 
ahmung gefunden haben? 
Vafari geht jedenfalls zu weit, wenn er behauptet, dafs 
Bellini felbft in einem feiner letzten Werke Dürer nach- 
geahmt habe; in dem Götterbacchailale nämlich, das Gi0- 
vanni 1514 für Alfonfo von Ferrara malte und das Tizian 
vollendete 2). Möglich, dafs die Faltenbrüche der Gewänder 
1) Vafari, ed. Lem, XIII. 22. 23. 
2) Es ifi: gegenwärtig im Befltz des 
Herzogs von Northumberland auf 
Schlofs Alnwick. Vafari, Lemonxxier, 
X111. 23: nla quale opera in vero 
fu con molta diligenza lavorata e 
colorita, intanto che ä delle piu helle 
opere che mai facesse Gian Bellino, 
sebbene nella maniera de" panni E: un 
certo che di tagliente secondo 1a ma-
	        
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