Studien,
Copien,
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Stellung; der betende Stifter links im Vordergrunde un-
mittelbar hinter dem Papfte knieend'); ein jugendlicher
aufblickender Lockenkopf eines Singenden, geftochen von
Egidius Sadeler, vielleicht ein Vorftudium zu dem muficie-
renden Engel; endlich ein voller, ftolzer, venetianifcher
Frauenkopf obwohl mit glatt aufgebundenem Haare
linkshin blickend, vielleicht doch ein Studium zu dem Kopfe
der Madonna, der im Bilde völlig zerftört iPc. Dazu kommt
die F arbenfkizze zum Mantel des Papftes, laviert in Braun,
Gelb und Violett auf weifsem Papier, falfch bezeichnet mit
der Jahreszahl I5I4. Alle übrigen Studien find auf dem
genannten blauen Papiere frei und meifterlich mit dem
Pinfel in Strichlagen mit Tufche gezeichnet und dann leicht
mit Weifs aufgehöht; auch faft alle echt bezeichnet mit
1506. Diefelbe Behandlung zeigen auf der Nationalbiblio-
thek in Paris: das Studium zu dem Chriftkinde, das auf
einem ausgebreiteten Tuche fitzt, den Oberleib von einem
Kiffen unterftützt, mit den aufgehobenen Armen den Rofen-
reif haltend und den Blick rechtshin etwas abwärts geneigt;
ferner drei Engelsköpfchen fammt Hals oder auch Schultern
in verfchiedenen Stellungen aus den Wolken hervorragend,
beide Stücke echt bezeichnet 2). In der Kunfthalle zu
Bremen fcheint ein faft lebensgrofser Seraph nach rechts
aufblickeild hierher zu gehören, während das auf einem
Brocatmufter fitzende Chriftkind mit dem Kreuze in den
Händchen ebendafelbft von vorneherein eine andere Be-
ftimmung gehabt haben dürfte 3); beide auch von 1506.
Ein Gemälde von dem Rufe des Rofenkranzfeftes wurde
begreiflicherweife auch wiederholt copiert, bevor und nach-
l) 'Die Figur der Zeichnung ifi
längs der Umriffe ausgefchnitten und
auf anderes Papier geklebt, welches
links oben die fpäte lnfchrift führt:
xVan Heygh van Albertusa, was zu
Irrthümern Anlafs gab, Bedeuten
vielleicht die Worte, dafs einmal ein
Van Heygh die Zeichnung von Dürer
zum Gefchenk erhalten habe?
2) Abbildungen der beiden Zeich-
nungen in Holzfchnitt von Huyot auf
zwei Tafeln unferer franzöüfchen Aus-
gabe zu diefer Stelle des Textes,
3) Abbild, in d. Gazette des Beaux-
Arts, 1377. ll. Tafel zu S_ 438_
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