Volltext: Dürer (Bd. 1)

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Der 
Aufenthalt 
zweite 
Venedig, 
freie Ausblick aber in die weite nordifche Landfchaft, die 
helle Luft mit den flatternden Engelskindern giebt dem 
ganzen Bilde eine eigenthümlich heitere, herzerhebende 
Stimmung. Von der vielgerühmten Ausführung deffelben 
iPt uns freilich nur noch fehr wenig erhalten. Die Tafel hat 
ungemein gelitten. Von den vierundzwanzig Köpfen unten, 
den zwölf Engelsköpfchen in den Lüften ift kaum ein ein- 
ziger unberührt geblieben. Ganze Theile der Fläche, ins- 
befondere aus der Mitte, f1nd abgefallen und faft alles ifl 
übermalt l). Nur aus einzelnen kleinen Stellen und aus der 
Vergleichung mit anderen erhaltenen Gemälden Dürers 
können wir uns einen beiläufigen Begriff von der urfprüng- 
lichen Leuchtkraft des Ganzen bilden. Die Zeichnung für 
unferen Holzfchnitt ift nach den beften vorhandenen Quellen 
hergeflellt, vornehmlich mit Zugrundelegung einer Baufe, 
welche der Maler Tkadlik im Jahre 1840 vor der letzten, 
verderblichflen Reflaurierung und zugleich zum Zwecke der- 
felben gemacht hat i). 
Wenn Dürer den Zeitraum der Ausführung feines R0fen- 
kranzfeftes auf fünf Monate anfetzt, fo mufs er erft im April 
damit begonnen haben. Die Zeit zuvor verging mit Ent- 
würfen, Studien und Vorzeichnung. Zum Glück haben {ich 
einige Zeichnungen erhalten, Welche uns von dem Ernlle 
diefer feiner Vorarbeiten unterrichten und mit zur Ergänzung 
des zeritörten Bildes dienen können. Sie find leicht kennt- 
lich an dem hellblauen Naturpapier mit dem Wafferzeichen 
des Ankers, deffen {ich Dürer damals in Venedig mit Vor- 
liebe bediente; u. z. in der Albertina: die beiden Hände 
des Kaifers in derfelben Stellung, nur mehr auseinander- 
gerückt; der heil. Dominicus, Halbfigur ganz in derfelben 
I) Vergl, Waagen: Deutfches KunPc- 
blatt 1854. S, 2ooff„ und 1856, S, 
378; Zeitfchr, f. chriftl. Archäol u, 
Kunß, Leipzig 1857, S. 88, E, 
Förfier, Denkmale deutfcher Kunü: 
VIII. 3. S. I9, mit Abbild. 
2) Die Durchzeichnung beiindet 
floh in der Albertina. Auch der 
kleine Stahlüich, gez, von F riefe, 
gefi, von Battmann 1835, entßand vor 
der letzten Uebermalung; fchwächer 
ifi die Lithographie von A, Klar und 
C, Hennig,
	        
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