Volltext: Dürer (Bd. 1)

Rofenkranzfefh 
Das 
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Bildniffe der hervorragendften deutfchen Kaufherren und 
von deren Angehörigen. Der hagere Mann mit dem Winkel- 
mafse zur Rechten kann niemand anderer fein, als Meifter 
Hieronymus, der Erbauer des neuen F ondaco. Das genaue 
Studium zu feiner Figur, eine mit 1506 und dem Mono- 
gramme bezeichnete Pinfelzeichnung auf blauem Papier, be- 
findet fich jetzt im k. Kupferßichcabinet zu Berlin 1). Dahinter 
erfcheinen im Mittelgrunde die GePcalten von Pirkheimer und 
von Dürer felbft, letzterer mit einem grofsen Blatte in der 
Hand, darauf gefchrieben fteht: xExegit quinquemestri spatio 
Albertus Dürer Germanus MDVIK und das Monogramm. 
Bekannte {ich Dürer fo in der Fremde mit Selbßbewufst- 
fein nur zu feiner Nationalität, fo vergafs er doch auch der 
theuren Vaterftadt nicht. Wie ihm der Freund zu der einen 
Seite fteht, fo trifft der Blick des Befchauers zur anderen 
neben dem Kopfe des Meifters in der Ferne eine Bau- 
gruppe, welche vdie Veftee, die kaiferliche Burg von Nürn- 
berg darftellt, freilich in fremder Umgebung und überragt 
vom Hochgebirge 2). 
Die Compofition des Rofenkranzfeftes ift von grofser 
Meifterfchaft; ftreng harmonifch und doch frei angeordnet, 
feierlich gehalten und doch reich belebt, felbftändig und 
doch dem damaligen Gefchmacke der venetianifchen Malerei 
bis zu einem gewiffen Grade angepafst. Die einfache Pyra- 
mide der Mittelgruppe mit Papfi: und Kaifer hebt den 
Grundgedanken der alten deutfchen Weltanfchaung nach- 
drücklich hervor. Daneben erfcheinen die übrigen Perfonen 
in den beiden gedrängten Seitengruppen faft nur wie Zu- 
fchauer; über ihnen liegt etwas von der gelaffenen Ruhe, 
mit welcher fich die venetianifche Volksmenge auf den Ge- 
mälden Gentile Bellinis oder Carpaccios verfammelt. Der 
lautefpielende Engel zu Füfsen der Madonna flngt die Me- 
lodie zu einer xSanta converfazionex des Giovanni. Der 
I) Abbild, in der Gazette des 
Beaux-Arts 1879. I. Tafel zu 278, u. 
Thaufing, Dürer. 
Tafel zu 
S. 285. 
Z3 
in Dürer-Quantin, 
2) Vergl. oben 
116.
	        
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