Volltext: Dürer (Bd. 1)

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Der 
Aufenthalt in Venedig 
zweite 
gefchickt, fo dafs ich noch nicht viel vor mir habe. Aber 
vernehmt meine Meinung: ich bin willens, nicht hinaus- 
zuziehen, bis dafs Gott gicbt, dafs ich Euch mit Dank zahlen 
kann und noch hundert Gulden übrig behalte  Ich wollte 
es auch leicht gewinnen, wenn ich der Deutfchen Tafel nicht 
zu machen hätte, denn aufser den Malern will mir alle Welt 
Wohle. Daraus erhellt, dafs er den Auftrag übernommen 
hatte, bevor er noch wufste, wie bekannt, ja berühmt fein 
Name und feine Kunft bereits in Venedig waren; es unter- 
ftützt immerhin die Annahme, dafs fchon eine frühere bei- 
läuüge Abmachung zwifchen Venedig und Nürnberg beftanden 
habe und ihn vornehmlich zur Reife veranlafst hatte. Schon 
am 28. Februar fchreibt er ja: nUnd ich habe einen folchen 
Zudrang von Wälfchen, dafs ich mich zu Zeiten verbergen 
mufs. Die Edelleute wollen mir alle wohl, aber wenig Malen. 
Am 8. September kann Dürer dem Freunde berichten: 
rWiffet ferner, dafs meine Tafel fagt, f1e wollte einen Ducaten 
darum geben, dafs Ihr fie fahet, fie fei gut und fchön von 
Farben. Ich habe grofses Lob dadurch überkommen, aber 
wenig Nutzen. Ich könnte wohl 200 Ducaten in der Zeit 
gewonnen haben und habe viel Arbeit ausgefchlagen, auf 
dafs ich heim kommen könne. Ich habe auch die Maler 
alle zum Schweigen gebracht, die da fagten, im Stechen 
Wäre ich gut, aber im Malen wüfste ich nicht mit den Farben 
umzugehen. jetzt fpricht Jedermann, fle hätten fchönere 
Farben nie gefehena. Dem fügt Dürer noch bei, dafs der 
Doge Leonardo Loredano und der Patriarch Domenico 
Grimani feine Tafel auch gefehen haben, bevor diefelbe noch 
vollendet war  keine geringe Ehre für den deutfchen 
Meifter; denn das geifiliche, wie das weltliche Oberhaupt 
des damaligen Venedig waren zugleich auch deffen eifrigfie, 
l) Schlagend üimmt damit fein, 
bereits öfter erwähnter Vermögens- 
ausweis vom Jahre 1507-1508, nach 
welchem er feine Schuld vom Erlös 
der Venetianifchen Reife getilgt hat 
und zu allem guten Hausrath noch 
xum IOO Gulden Rheinifch guter 
Farbenu beützt, in denen er fomit 
den Ueberfchufs angelegt hatte, Dü- 
rers Briefe, 136, mit Anmerk,
	        
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