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Der
zweite
Aufenthalt in Venedig,
unter der goldenen Pforte beharrlich für 1509. Seitdem
wir aber wiffen, dafs Dürers Marienleben mit Ausnahme
von zwei, höchftens drei Blättern jener früheren Zeit, um
das Jahr 1504, angehörtr ja manche V orftudien und Zeich-
nungen dazu noch höher hinaufreichen, verliert auch jene
Nachricht Vafaris viel von ihrer Ungeheuerlichkeit. Freilich
habe ich in den venetianifchen Archiven vergebens nach
Spuren eines derartigen Rechtshandels gefucht; das darf
aber bei den grofsen Lücken der betreffenden Urkunden-
reihen nicht Wunder nehmen.
Auch der reizende Kupferltich Chrifti Geburt 1), von
Dürer felbft xWeihnachtena genannt, athmet ja ganz den-
felben Duft wie das Marienleben, als wäre er ein Stück
davon, nur eine andere Blüthe an derfelben Staude. Wir
blicken in das Gehöfte eines deutfchen Haufes, in deffen
offener Halle links Maria das ChriPckind anbetet, indefs
Jofeph in der Mitte des Hofes damit befchäftigt iPc, aus
einem Ziehbrunnen Waffer zu fchöpfen; durch das rund-
bogige Thor im Grunde fleht man in der landfchaftlichen
Ferne den Engel der Verkündigung fchweben. Aus dem
hohen Wohnhaufe aber ragt oben eine Stange und daran
hängt das Täfelchen mit dem Monogramme und der Jahres-
zahl 1504. Die Ausführung des Stiches ift zwar weniger
anfpruchsvoll als bei dem gleichzeitigen vAdam und Evae,
aber nicht minder fein und forgiältig.
Als Dürer im Jahre 1505 nach Venedig ging, waren
alfo von den 20 Holzftöcken des Marienlebens mindeftens
I6 bereits druckfertig, und ohne
drücke davon zum Verkauf mit
Zweifel führte Dürer
floh. Auf zwei von
Ab-
den
I7 Nachftichen Marcantons beiindet {ich auch wirklich, aller-
dings an verborgener Stelle, die kleine Jahreszahl 1506,
nämlich auf der Verkündigung und auf der Anbetung der
heil. drei Könige. Dagegen fehlen unter feinen Copien
nebft dem Titelblatte gerade die beiden vorletzten Stücke
Bartfch