338
Der
Aufenthalt
zweite
Venedig.
Haubentilcli, welche wir bereits kennen gelernt haben
Die Verkündigung (B. 8 3) erfolgt auch nicht im engen Stübchen,
fondern in einer luftigen Halle, deren weite Rundbögen
durch mächtige, über dem Kämpfergefnns eingelaffene
Schliefsen gefichert werden. Im oberflen Schildbogen ein
Medaillon mit der Halbfigur einer judith. Die Heimfuchung
(B. 84) gab dagegen Gelegenheit zur Anbringung einer
reichen Gebirgslandfchaft, die {ich weit in die Ferne erftreckt.
Im Vordergrunde umarmen {ich die beiden fchwangeren
Frauen; unter der Thüre links erfcheint der bekürnmerte
Zacharias, den Hut in der Hand, vor ihm das halbgefchorene
Löwenhündchen, das Dürer oft und gern anbringt. Der
leichte Entwurf zu dem Holzfchnitte, im Gegenlinne mit der
Feder gezeichnet, befindet {ich in- der Albertina zu Wien.
Die Geburt Chrifti (B. 85) öffnet uns den Einblick in
ein verfallenes Stallgebiiude; das Kindlein im Korbe wird
von neugierig herandrängenden Engeln bewundert, von der
Mutter angebetet; links naht Jofeph auf hohen Holzfandalen
mit der Laterne, rechts die Hirten. Die Befchneidung (B. 86)
gefchieht im bunten Gedränge der Synagoge, darunter treff-
liche Charakterfiguren; auf dem Schildbogen des Hinter-
grundes wieder gothifches Aüwerk mit den Figuren von
Judith und Mofes. Vortrefflich componiert ift die Anbetung
der drei Könige (B. 87). Der Stall hat die Form einer
Burgruine angenommen. Maria {itzt auf dem Mauerwerk,
den edelgebildeten Kopf wie in freudiger Rührung zierlich
zur Seite geneigt. Das Kind auf ihrem Schoofse wendet
flch in einer halb fpielenden, halb gnädig gewährenden Be-
wegung zu dem königlichen Greife, der tiefernfr, das Kinn
gegen die BruPc gedrückt und die Hände gefaltet, vor ihm
kniet. Der zweite König unterlafst noch, den Pokal in
feiner Hand darzubringen, denn er mufs dem dritten, dem
Mohren, zuwinken und ihm Muth zufprechen. Diefer naht
{ich etwas blöde und im Begriffe das Knie zu beugen.
oben
Siehe
143-