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Der
Venedig.
Aufenthalt in
zweite
flüchtige Federfkizze zu den Linterften Gruppen kam mit der
Sammlung Pofonyi-Hullot 1) in's Berliner Mufeum.
Da nun an dem Datum aller diefer Zeichnungen keines-
wegs zu rütteln ifi, wird es uns nicht fchwer fallen zu
begreifen, dafs auch die berühmte Holzfchnittfolge des
wMarienlebense gröfstentheils bereits in den Jahren 1 504-1 505
entltanden ift; blos mit Ausnahme der drei letzten Blätter
und des Titels. Obwohl auch auf ganzen Bogen gedruckt,
lind die Holzftöcke bedeutend kleiner als die der Apokalypfe
und der grofsen Paffion. Verhaltnifsmäfsig noch kleiner
find die Figuren genommen, fo dafs über ihnen weit mehr
Luft bleibt zur Entfaltung der Architektur und der Land-
fchaft, was den Compofitionen gar fehr zu Ratten kömmt.
Dabei zeigt die Behandlung des Holzfchnittes grofse Fort-
fchritte im Vergleich zu den frühen Blättern der grofsen
Pafflon; ein Zeichen, dafs Dürer der technifchen Ausführung,
die er einige Jahre hindurch vernachläffigt hatte, wieder
eine erhöhte Aufmerkfamkeit zuwandte. Die gleichmäfsige
Gediegenheit des Schnittes wirkt ungemein wohlthuend.
Die Gefchichte beginnt mit der Zurückweifung von
Joachims Opfer durch den Hohenpriefter (B. 77). Die
moralifche Vernichtung des verftofsenen Kinderlofen ift in
feiner Haltung, wie in den Mienen der Umflehenden fehr
anfchaulich gemacht. Hinter und über den Vorhang im
Hintergründe blickt man in's Allerheiligfle, eine rundbogige
Halle mit einem Kreuzgewölbe. In der ländlichen Einfamkeit
fodann, dahin {ich Joachim zurückgezogen hat, erfcheint ihm
der Engel mit der frohen Botfchaft (B. 78); und zwar bringt
er {ie dem Entzückten in Form einer, mit anhängenden
Bullen befiegelten Urkunde! Ringsum die weite, herrliche
Landfchaft mit den {taunenden Hirten. Das dritte Blatt
bringt die Umarmung von Joachim und Anna unter der
goldenen Pforte. (B. 79). Die rundbogige Einfaffung ift mit
gothifierendem AH- und Laubwerk dazwifchen kleine
Pofoxlyi.
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