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Der
zweite
Venedig.
Aufenthalt in
lacht auf dafs beide Zahnreihen flchtbar werden, und doch
hat der Mund nichts Fratzenhaftes man möchte mit-
lachen mit diefer ausgelaffenen, in kräftiges Deutfch über-
tragenen Mona Lisa Gioconda. Hierher gehört auch der
junge Mann, der mit verfchmitzter Heiterkeit unter feinem
Kraushaar hervorblickt, eine Silberfliftzeichnung in der Samm-
lung des Mr. Locker in London 1), und der langhalfige, fChIllal-
äugige, laut Beifchrift achtzehnjährige Jüngling, eine Kreide-
zeichnung auf der Bibliothek der Wiener Kunftakademie i).
Alle diefe Köpfe, meift in Kohle, Kreide oder Stift fkizziert,
tragen die Jahreszahl 1503. Daran fchliefst {ich dann die
lange Reihe ähnlicher Kopffiudien, deren Höhepunkt fpäter
die mannigfachen, von Dürer mit fo viel Vorliebe gefuchten
Apofteltypen bilden. Erwähnt feien nur noch zwei Silber-
Pciftzeichnungen aus der Sammlung Hausmanns in Braun-
fchweig, das leider fchadhafte Bildnifs von Dürers Frau vom
Jahre 1504 3) und aus derfelben Zeit etwa die beifolgende
Profilfkizze des Freundes Pirkheimer. Mit wenigen Strichen
ift uns hier der luftige Weltweife von Nürnberg am Leben
erhalten, fo wie er in feinen beften Jahren die gelehrten
Sodalen bewirthete mit Speife und Trank und mit den derben
Späfschen, deren einer wohl von feiner eigenen Hand in
eben fo gutem" als obfcönem Griechifch dem Bildniffe bei-
gefchrieben ftehttl).
Der belebende Duft, die feelifche Atmofphäre, welche
über diefen rafch fePcgehaltenen Gefichtszügen lagerte, hielt
allerdings bei der Ausführung eines Kopfes in Oel oder in
Kupferftich nicht Stand. Manches davon mufste der an-
I) Burlington fme Arts Club Cata-
logue, 1869. Nr. 151.
2) Abbild. mit falfchem Namen in
Dürer-Quantin, Tafel zu S. V94,
3) Siehe oben S. 144 und die
Initiale jenes Capitels,
4) Vergl. Jahrb. f. Kunflw, III.
240ff. meine Anzeige von Lochners:
Perfonennamen in A. Dürers Briefen.
Die hier unüberfetzbare Auffchrift,
gleichzeitig mit demfelben Silberßift
gefchrieben, lautehyAQusvo; 15 111101331"
E; töv ngwxniv. Die Zeichnung be-
weiü zugleich, dal's das Bildnifs von
1505 in der Galerie Borghefe zu
Rom ebenfowexüg Pirkheimer vor-
ßellt, als es von Dürer gemalt iil.