Der
Gegenfatz.
nationale
Kupferftiche.
313
getäufcht finden und er tritt nun in immer weiteren Gegenfatz
zu Barbari, fo dafs deffen Einflufs faft nur noch in der Wahl
der Stoffe ein pofltiver bleibt, in der Form aber ein ne-
gativer wird.
Den Gang und die Wandelung diefer Wechfelbeziehungen
verfolgen wir am beften an der Entftehungsgefchichte jenes
Kupferftiches, in welchem Dürer zuerlt mit aller Zuverfzcht
feines Selbftbexlvufstfeins vor die Welt trat als unbeflrittexi
erfter Meiller der Kunft an Adam und Eva Wie
unter der Pcolzen Infchrift: xAlbertus Dürer Noricus faciebati"
die Jahreszahl beweift, wurde die Platte im Jahre 1504
vollendet. Dafs der Stich aber auch erft in demfelben
Jahre begonnen wurde, fehen wir aus der ebenfo datierten
Federzeichnung, Welche {ich gegenwärtig im Befitze des
H. A. von Lanna in Prag befindet. Sie zeigt auf ge-
fchwärztem Hintergrunde die beiden Hauptfiguren im Gegen-
{inne zu dem Stiche und genau in denfelben Dimenfionen.
Ohne Zweifel hat fle als endgiltiger Entwurf und als Vor-
lage für den Kupferftich gedient. Dafs der Künftler hier
etwas ganz Befonderes zu leiften gedachte, und mit welcher
Sorgfalt er gerade bei diefer Arbeit vorging, bezeugen die
Probedrucke, welche er von der noch unvollendeten Platte
machte. Zwei derfelben befinden fich in der Albertina in
Wien, ein dritter im Britifchen lVIufeum 2). Es war fonft
nicht Dürers Uebung, feine Arbeit auf der Kupferplatte
I) Bartfch, Nr. I.
2) Die beiden Probedrucke von
Adam und Eva in der Albertina
wurden im Jahre 1820 in der Ver-
{teigerung Durand zu Paris für 1500
Franken erworben. Auf dem einen
ift die ganze rechte Hälfte des Blattes
fammt dem einen Beine des Adam
noch weil's, d. h. blos in leichten
Umriffen mittels des Stichels vor-
gezeichnet; auf dem zweiten ift auch
noch das andere Bein Adauns weifs.
Dns Exemplar des Britifchen Mufeums
entfpricht dem zweitgenannten, frühe-
ren Plattenzultande. Adam und Eva
ift auch der einzige Kupferftich Dü-
rers, der nach feiner Vollendung noch
eine Nacharbeit erfahren hat, indem
gerade unter der linken Achfelhöhle
Adams in dem rückwärts {tehendeu
Baumßamme ein dreieckiger dunkler
Spalt nachgeftochen wurde, der den
früheren Drucken fehlt und fomit
einen zweiten Zuftand der vollendeten
Platte ftatuiert.