Der Kupferflich St,
Eufiachius,
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Waagen 1) meint, die Landfchaft des Hintergrundes
gleiche ganz der auf dem berühmten Kupferßiche des hei-
ligen Euftachius, deffen Zeit hierdurch annähernd beftimmt
werde. Obwohl nun jene Begründung nicht zutrifft die
beiden Landfchaften haben blos eine allgemeine fehr entfernte
Aehnlichkeit mit einander fo ift doch die Folgerung aus
einer richtigen Empfindung gefchöpft. St. Euftachius Y) zeigt
als Kupferltich diefelben künltlerifchen Qualitäten, wie die
Anbetung der heil. drei Könige als Gemälde. Erfindung
und Anordnung werden durch die Feinheit der Technik,
durch die liebevolle Ausführung der zerftreuten Einzelheiten
weit überboten; der gleiche helle, zarte Gefammtton zeichnet
auch diefen Stich aus. Die Vollendung deffelben dürfte
nicht weit vor das Jahr 1504 zu fetzen fein, wenn
auch wohl früher als die der Nemefls. St. Euflachius
ift dem Formate nach die gröfste Kupferplatte, welche
Dürer bearbeitet hat 3). Dürer wollte damit gewifs etwas
Ungewöhnliches leiiten. Doch liegt das Hauptgewicht und
der Reiz des Blattes zumeift nur in der ungemein duftigen
Landfchaft mit der Burg im Hintergründe. In diefe Land-
fchaft, die fchörlfle, die Dürer geftochen hat, find die Figuren
lofe wie Krippenbilder hiileiilgefiellt: der fteife Hirfch mit
dem Crucinxe zwifchen den Geweihen, der ritterliche Jäger
in Anbetung davor knieend, fein Pferd an einen Baum
I) Handbuch der deutfchen und
niederl. Malerfchulen I. 205.
2) Bartfch 57. S0 nennt Dürer
felbft den Heiligen im Niederländ.
Tagebuch, desgleichen die älteren
Quellen. Erft {päter kam dafür der
Name des heil. Hubertus in Gebrauch,
von dem die Legende daffelbe wun-
derbare Jagdabenteuei" berichtet und
gleffen Feil mit Verehrung {einer Re-
liquien heutzutage noch in Köln als
Schutzmittel gegen den Hundebifs
unter grofser Theilnahme des Land-
volkes gefeiert wird.
3) Die Nachricht Heilers, S. 443,
dal's Kaiier Rudolf II. die Platte Dü-
rers befeffen und diefelbe habe ver-
golden laffen, ift wohl unbegründet.
Die vergoldete Platte nämlich, die
üch in dem Befitze des Kaufmanns
F, X. Redtenbacher zu Kirchdorf in
Oberößerreich befindet, ift nicht die
des Originaies, fondern, wie ich mich
überzeugen konnte, diejenige der
Copie von 1579, Heller Nr. 731;
nur find die Buchftaben G und H
zu beiden Seiten des Düreffchen
hlonogrammes weggenommen.