deutfcheu
Die erßen
Malerfchulen.
kamen, hier war die eigentliche hohe Schule für den Welt-
verkehr; felbft das Wort (Hanfaw ift flämifch und bedeutet
eine Abgabe, eine Steuer. Das reiche Flandern ging denn
auch in der Kunftübung voran; Brügge ward die Wiege
der modernen Malerei. An der Maffenproduction von
Miniaturen für illuftrirte Bücher, die ein begehrter Luxus-
Artikel waren, hatte die Malerei hier Gelegenheit gehabt
{ich heranzubilden, die Grenzen ihrer technifchen Mittel zu
erfchöpfen. Sie erhob llCh zu Anfang des XV. Jahrhunderts
unter den Händen Huberts van Eyck zu einer Naturwahrheit,
wie {ie die Welt bis dahin nicht gefehen hatte. Der Genius
des Handrifchen Meifters überholte eines Zuges die Leiftungen
der Maler von Prag, Nürnberg und Köln im XIV. Jahr-
hunderte, die noch mehr in schulmäfsiger Gemeinsamkeit
gefchaffen waren. Der Eindruck der van EyckTchen Kunft-
weife war denn auch ein überwältigender allerwärts. Rafch
drang fie rheinaufwärts gegen Überdeutfchland vor, überall
befruchtend und neue Knotenpunkte bildend in Köln, Colmar,
Augsburg, Ulm und Nürnberg. Bei aller Eigenart der ein-
zelnen Schulen erhält die ganze deutfche Kunft des XV. jahr-
hunderts durch den Einflufs der Handrifchen Malerei wieder
ein einheitliches Gepräge.
Auf zwei Dingen beruht vorzüglich die Bedeutung der
van Eycläfchen Neuerung; auf der Einführung der Landfchaft
in das Gemälde und auf der Durchbildung der Individualität
in Form und Ausdruck des menfchlichen Antlitzes. Dem
gegenüber bleibt die genauere Behandlung des fonftigen
Beiwerks und der modifchen Gewandung untergeordnet,
weil fie nicht durch ein befferes Verftändnifs der Anatomie,
eine Würdigung des ganzen menschlichen Körpers unter-
ftützt wird. Daher bleibt auch die Compofition vorerft faft
ganz aufser Acht; {ie fteht noch auf der Stufe der alten,
fchlicht verftändigen Anordnung. Des Künitlers Augenmerk
wird mehr durch Einzelheiten in Anfpruch genommen; feine
Darftellung ift lediglich noch eine epifche. Dramatifch wird
fie erft in der Elfäffer Schule von Colmar, in einem fo