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Der
Wettßreit mit Jacopo
Barbari,
den Märtyrern Stephanus und Laurentius dargefiellt ilt 1).
Die Blätter gehören zu einer Reihe von Holzfchnitten
mittlerer Gröfse, auf deren Herfiellung weder in der
Zeichnung noch im Schnitt jene Sorgfalt verwendet wurde,
wie auf die Apokalypfe und die erften grofsen Formfchnitte.
Der Meifter fetzt weniger Ehrgeiz in deren Gelingen; fle
follten wohl mehr nur den Bedürfniffen des Marktes dienen.
Deshalb auch {iellen He rneiü einzelne oder mehrere Heiligen-
üguren zufammen dar, fo wie es gewiffe Kirchenfefce oder
Gnadenorte eben erheifchten. Die Mehrzahl derfelben ent-
fpricht wohl jener Sorte, welche Dürer nach feinem nieder-
ländifchen Tagebuche als vStücke des fchlechten Holzwerksi
verkaufte 2).
Solche mittelmäfsige Holzfchnitte lind zunächft: den
Pceife St. Georg auf dem fpringenden Pferde, mit feinem
Speere den Drachen tödtenda). Das Pferd ift zwar leichter
aber nicht beffer gezeichnet als das des Euftachius; die
Art, wie es {ich als weifse Silhouette vom fchwarzen Grunde
abhebt, erfcheint für den Holzfchnitt fremdartig und wie
eine Beirrung durch die Tendenz des Kupferftiches. Viel
beffer gezeichnet war die heilige Familie mit den zwei
Engeln in der Halle4); dafür ift fie aber mit wenig Gefchick
und Sorgfalt gefchnitten. Gefallig und gut conftruiert ilt
das romanifche Gewölbe, deffen Bogenöffhung im Hinter-
grunde durch eine Säule entzwei getheilt wird, ein Motiv,
welches auch die italienifche Renaiffance mit Vorliebe bei-
behielt. In den Zwickeln, welche der Rundbogeil oben an
dem Blatte frei läfst, find in liegender Stellung Adam und
Eva angebracht letztere mit offenbarer Anlehnung an
die Amymone des Kupferfliches. Schwächer und ganz von
1) Bartfch 108; Heller 1876; Ret-
berg 123, Dagegen iß: Bartfch 109,
St. Stephan zwifchen zwei Bifchöfen,
Dürern mit Recht abgefprochen;
Retberg A, II.
2) Z. B. Dürers Briefe etc. 103;
Campe, Reliquien x06.
3) Bartfch I n; Heller 1832; Ret-
berg 86.
4) Bartfch 100; Heller 1806; Ret-
berg 61.