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Wettfireit mit jacopo
Der
Barbari,
Unter den Gemälden Dürers zeigt gerade die kleine
faugende Maria von I 503 in der kaiferlichen Galerie in Wien
deutliche Spuren von Barbaris Einfiufs, in den verzwickten
Augen und Mundwinkeln, der gezierten Kopfhaltung, in den
breiten Lichtern, der hellen Behandlung des Fleifches, die
ftark gegen den fchwarzen Hintergrund abfiicht. Noch be-
ftimmter vergleicht flch ein unvollendeter Salvator mundi
mit einer gläfernen Weltkugel in der Linken mehreren,
den gleichen Gegenitand darftellenden Bildern von" Barbari.
Die Skizze fiammt aus der ImhofFfchen Kunftkammer und
ift aus dem Befitze des Malers F. R. Reichardt in München
an H. Eugen Felix in Leipzig gelangt. Mit Unrecht ward
diefelbe für das letzte Werk Dürers ausgegeben, an deffen
Vollendung ihn der Tod verhindert hätte l). Vielmehr läfst
der weiche Typus, die empündfame Haltung, Augen und
Mund, der lackrothe Mantel und was fonft von Zeichnung
und Farbe daran erhalten iPr, nur auf die Zeit fchliefsen, in
welcher die Einwirkung Barbaris auf Dürer in ihrem Höhe-
punkt angelangt war; ja wären nicht einige fchärfere Falten-
brüche rechts und die ausgeführte Lockenpartie links, man
könnte an Barbari felbPc denken. So aber kennzeichnet
vielleicht gerade dies unvollendet gebliebene Bild den denk-
würdigen Moment in Dürers Entwickelung, in welchem er
Barbari nicht weiter zu folgen vermochte, fich vielmehr zum
Widerfpruch gegen deffen Art angeregt fand. Das gleiche
Schickfal theilten zwei kleine Flügelbilder mit S. Onuphrius
und S. Johann dem Täufer, etwa 1f4 lebensgrofs in Land-
fchaften ftehend. Blos unterzeichnet und untermalt, gelangten
die beiden, forgfältig und zierlich angelegten Seitenftücke
I) Schon in den Verzeichniffen
WVilibald Imhoffs des Ae. feit 1573
aufgeführt als: nDer Saluator fo
Albrecht Dürer nit gar ausgemachtt
hat koft mich Selbü 30 Hß; auch
mit der Bemerkung: vdas letzte Stück,
fo er gemacht hau, v_ Eye, Dürer
S. 455, Ueberüchtstafel Nr. 2 und
Anhang, S. 532, j, Sighart, Ge-
fchichte der bild. Künfie in Bayern,
München 1862, S, 626, mit einem
Holzfchnitte. Die Tafel mifst Meter
H. 0,57, Br. 0,47; f1e hatte Geh im
lmhofPfchen Haufe bis auf deffen
Vererbung an die Hallcr erhalten,