Volltext: Dürer (Bd. 1)

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Der 
mit Jacopo 
Wettflreit 
dei Barbari, 
Dafs Dürer frühzeitig mit Barbari in die nächfie Be- 
rührung kam, brauchen wir nicht mehr blos aus feinen Werken 
zu erfchliefsen, feitdem uns die Worte bekannt flnd, mit 
denen er felbPc über feinen frühePcen Verkehr mit dem vene- 
tianifchen MeiPcer berichtet. In einer fpäter verworfenen 
Faffung feiner Einleitung zur wProportionslehrea fagt Dürer 
nämlich, er habe niemand gefunden, xder da etwas befchrieben 
hätte von menfchlicher Mafs zu machen, als einen Mann, 
Jacobus genannt, von Venedig geboren, ein guter lieblicher 
Maler! Der wies mir  fo Fahrt er fort  Mann und 
Weib, die er aus der Mafs gemacht hatte, fo dafs ich in 
diefer Zeit lieber fehen wollte, was feine Meinung gewefen 
wäre, denn ein neu' Königreich. Und wenn ich's hätte, fo 
wollte ich's ihm zu Ehren in Druck bringen gemeinem 
Nutzen zu gute. Aber ich war zu derfelben Zeit noch jung 
und hatte nie von folchen Dingen gehört. Doch die Kunft 
ward mir gar lieb und ich fetzte mir in den Sinn, wie man 
folche Dinge könnte zu Wege bringen. Denn mir wollte 
diefer zuvorgemeldete Iacobus feinen Grund nicht klarlich 
anzeigen, das merkte ich ihm wohl an. Doch nahm ich 
mein eigen Ding vor mich und las den Vitruirium, der 
befchreibt ein wenig von der Gliedermafs eines Mannes. 
Von oder aus den zweien oben genannten Männern alfo 
habe ich meinen Anfang genommen und habe darnach 
meinem Vorfatze gemäfs gefucht von Tag zu Tage 1). 
In welches Jahr diefe erPce Begegnung mit Barbari zu 
verfetzen fei, läfst fich aus der Bemerkung Dürers, dafs er 
damals noch jung gewefen fei und nie von Proportionslehre 
gehört hätte, nicht genau beftimmen. Dafs Meifier Jakob 
fchon vor dem Jahre 1498 einmal in Nürnberg gewefen fei, 
ift eben fo möglich, als es wahrfcheinlich iPc, dafs Dürer 
auf feiner Wanderfchaft im Jahre 1494 ihn in Venedig 
kennen gelernt und vielleicht dort in feiner Werkiiatt Arbeit 
i) v_ Zahn. Dürer-Handfchriften 
des Britifchexm Mufeums, jahrbücher 
Kunflwiffen fchaft,
	        
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