Dürers.
Zeichnungen
Gemälde Barbaris_
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kopf, ebenfalls figniert, befitzt Fräulein Przibram in Wien.
Ein drittes Stück der Art, der Heiland mit fegnender Hand-
bewegung in demfelben rofenrothen Gewande, befindet iich
unter dem Namen Lucas von Leyden in der Dresdener
Galerie'), desgleichen die halben Figuren der Heiligen
Katharina und Barbara, die Weniger gut erhalten find i).
Die beiden letzteren fcheinen den Seitenflügeln eines Altar-
fchreines angehört zu haben, was fchon auf ihre Entftehung
in Deutfchland hindeutet. Wie in feinen Kupfern verbindet
Barbari auch in feinen Gemälden ein gewiffes Losgehen
auf fchlichte Naturwahrheit mit ungewöhnlicher Zierlichkeit
der Linien und einer bis an's Wehmüthige ftreifenden Weich-
heit der Formen. Eigenthümlich iPc an feinen Chrifiusköpfen
der, vielleicht antiken Sculpturen nachgeahmte, halbgeöffnete
Mund, und ein kleiner Fehler in der Augenitellung, dem
fogenannten falfchen Blicke ähnlich; fie erhalten dadurch
einen Ausdruck von Senfation und Verzückung. Die Mal-
weife ift im Grunde hell und ungemein dünn und flüffig in
den Lafuren, die daher auch vielfach abgerieben find. Zwei
fehr charakteriftifche feine Federzeichnungen Barbaris, mytho-
logifche Gruppen, bewahrt das Dresdener Kupferfiichcabinet
unter dem Namen des Lorenzo di Crediß).
Das Auftreten eines fo eigenthümlichen fremden Meifters,
der {ich wohl des näheren Umganges mit den gelehrten
Rathsherren erfreute, mufs auf die jungen Maler Nürnbergs
einen grofsen Eindruck gemacht haben. Hans Kulmbach
hat feine Lehre in Formen und Technik nie ganz verleugnet.
Auch Hans Baldung Grien mufs damals längere Zeit in
Nürnberg gewefen fein und den Einflufs Barbaris erfahren
haben, wenn mich gewiffe Eigenheiten feiner frühen Bilder
nicht täufchen. Am wichtigften aber ift für die Kunftgefchichte
die tiefe Wirkung, welche Barbari in Anziehung wie in
Abftofsung auf den Bildungsgang Dürers ausgeübt hat.
1 804,
I 795 u. 1 796.
eine derfelben ,
eine
Tri-
tonenentführung, als Facfimile in Holz-
fchnitt abgebildet in der Gazette des
Beaux-Arts 1873. VIII. 226,