Volltext: Dürer (Bd. 1)

Dürers. 
Zeichnungen 
Gemälde Barbaris_ 
299 
kopf, ebenfalls figniert, befitzt Fräulein Przibram in Wien. 
Ein drittes Stück der Art, der Heiland mit fegnender Hand- 
bewegung in demfelben rofenrothen Gewande, befindet iich 
unter dem Namen Lucas von Leyden in der Dresdener 
Galerie'), desgleichen die halben Figuren der Heiligen 
Katharina und Barbara, die Weniger gut erhalten find i). 
Die beiden letzteren fcheinen den Seitenflügeln eines Altar- 
fchreines angehört zu haben, was fchon auf ihre Entftehung 
in Deutfchland hindeutet. Wie in feinen Kupfern verbindet 
Barbari auch in feinen Gemälden ein gewiffes Losgehen 
auf fchlichte Naturwahrheit mit ungewöhnlicher Zierlichkeit 
der Linien und einer bis an's Wehmüthige ftreifenden Weich- 
heit der Formen. Eigenthümlich iPc an feinen Chrifiusköpfen 
der, vielleicht antiken Sculpturen nachgeahmte, halbgeöffnete 
Mund, und ein kleiner Fehler in der Augenitellung, dem 
fogenannten falfchen Blicke ähnlich; fie erhalten dadurch 
einen Ausdruck von Senfation und Verzückung. Die Mal- 
weife ift im Grunde hell und ungemein dünn und flüffig in 
den Lafuren, die daher auch vielfach abgerieben find. Zwei 
fehr charakteriftifche feine Federzeichnungen Barbaris, mytho- 
logifche Gruppen, bewahrt das Dresdener Kupferfiichcabinet 
unter dem Namen des Lorenzo di Crediß). 
Das Auftreten eines fo eigenthümlichen fremden Meifters, 
der {ich wohl des näheren Umganges mit den gelehrten 
Rathsherren erfreute, mufs auf die jungen Maler Nürnbergs 
einen grofsen Eindruck gemacht haben. Hans Kulmbach 
hat feine Lehre in Formen und Technik nie ganz verleugnet. 
Auch Hans Baldung Grien mufs damals längere Zeit in 
Nürnberg gewefen fein und den Einflufs Barbaris erfahren 
haben, wenn mich gewiffe Eigenheiten feiner frühen Bilder 
nicht täufchen. Am wichtigften aber ift für die Kunftgefchichte 
die tiefe Wirkung, welche Barbari in Anziehung wie in 
Abftofsung auf den Bildungsgang Dürers ausgeübt hat. 
1 804, 
I 795 u. 1 796. 
eine derfelben , 
eine 
Tri- 
tonenentführung, als Facfimile in Holz- 
fchnitt abgebildet in der Gazette des 
Beaux-Arts 1873. VIII. 226,
	        
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