Volltext: Dürer (Bd. 1)

Der 
Cultus Mercurs, 
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fames Gebet in feinem Tagebuche an den vhehren Mercurius, 
den Vater aller Künfte des Geiftes und Talentes, wie auch 
der Wohlredenheit, den betten Führer auf Weg und Stege 
u. f. w. In demfelben Codex findet ilCh denn auch eine 
merkwürdige Abbildung des ßHermes Mercuriusr von der 
Hand Schedels, die offenbar aus Cyriacus gefchöpft ift. 
Trotz der fchwachen Zeichnung erkennt man noch den fpitz- 
bärtigen Mercur mit Flügelhut, F lügelfchuhen und Schlangen- 
itab, in fchreitender Haltung, wie ihn die archaifche Kunft 
der Griechen zu bilden pflegtel). 
Sehr richtig erkannte Springer den Zufammenhang 
diefer SchedelTchen Skizze mit einer ziemlich frühen colo- 
rierten Federzeichnung Dürers in der Ambrafer Sammlung 
zu Wien. Gegenftand derfelben ifi die wunderliche Allegorie 
des von Pirkheimer ja fo fehr verehrten Lucian, nach welcher 
der gallifche Herakles, der eigentlich gleichbedeutend fei 
mit dem Hermes der Griechen, durch eine aus feinem Munde 
gehende und in die Ohren der Zuhörer dringende goldene 
Kette die Menfchen feffele und unwiderftehlich nach {ich 
ziehe  ein Sinnbild feinerBeredfamkeit. Dürer hat nun 
den Charakter und die Stellung jener SchedelTchen Figur 
faft völlig beibehalten, nur wendet Mercur, in den Wolken 
fchwebend, den Kopf fchreiend nach rückwärts zu der an 
feine Zunge gefeffelten Gruppe, beitehend aus einem Weibe, 
einem Krieger, einem Gelehrten und einem Bürger. Mancherlei 
in diefer Zeichnung Dürers, z. B. der Prohlkopf der zuletzt 
genannten äufserften Figur, erinnert an die Formgebung 
Iacopo de' Barbaris. In der linken Ecke oben iit fodann 
mit zierlichen griechifchen Uncialen, wenn auch nicht ganz 
correct, eine Reihe von Beinamen des Mercur angefchrieben, 
die {ich ziemlich ebenfo bei dem im Jahre 1505 zuerit ge- 
I) Dabei auf F01. 33 die An- 
rufung: wArtium mentis, ingenii, 
facundiaeque pater, ahne Mercur, 
viarurn itinerumque optime duXa. 
Vergl. O. Jahn: Aus der Alterthums- 
Wiffenfchaft, S. 346 ff. A. Springer, 
Vorbilder von zwei Düreffchen Hand- 
zeichnungen in der Ambrafer Samm- 
lung; Mittheilungen der k. k. Central- 
commifüon VII. 80,
	        
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