Volltext: Dürer (Bd. 1)

erüen 
Malerfchxxlen, 
deutfchen 
Volkes; er folgt dem XVechfel des Schwerpunktes im Leben 
der Nation, als die Kaifermacht allmählich {ich verilüchtigte, 
die Herrfchaft der Kirche Linterwühlt zu werden begann und 
das Bürgerthum lflch dafür mehr und mehr zu felbftändiger 
Bedeutung erhob. Die Schulen von Köln und Prag vertraten 
die höchfte Ausbildung, deren die mittelalterlich idealißifche 
Richtung in der Malerei fähig war. Nun das Volk mehr und 
mehr fein Augenmerk irdifchen Dingen zuwandte, mufste jede 
weitere Vervollkommnung nothwendig zur genaueren Be- 
obachtung der Naturgegenftände und zum Ueberwiegen der 
Widerfirebenden realiftifchen Behandlung führen. Die An- 
fange davon machten fich bereits, wie an der Schule Meifter 
Stephans zu erfehen, in den äufseren Zuthaten und in den 
Gewändern geltend. Bevor aber noch das Streben nach 
NVahrfcheinlichkeit das Wefen der kölnifchen Malerfchule 
zerfetzen und verHachen konnte, erliegt diefelbe dem über- 
wältigenden Einfiuffe der realiftifchen, mit dem Strome der 
Zeit gehenden Stilweife der Gebrüder van Eyck und ihrer 
Nachfolger. Die Prager Schule dagegen verliert ihr VVachs- 
thum, fobald die Sonne der kaiferlichen Gunft fle nicht 
mehr befcheint. Sie lebt zwar noch in der Miniatur eine 
Zeit lang fort. Ohne aber die Grofsartigkeit ihrer Formen- 
anfchauung hierin fePrhalten zu können, verfällt fie in das 
Darflellen unbedeutender Wirklichkeiten, in die Wiedergabe 
von Vorgängen aus dem Alltagslebem). Endlich machen 
die Stürme der huffitifchen Bewegung jede ruhige YVeiter- 
bildung auch äufserlich unmöglich. 
Ein ganz anderes Schickfal harrt der Malerfchule von 
Nürnberg. Sicherer als in der Stadt der Priefier und in 
der Königfiadt wurzelt hier die Kunfl in dem Bewufstfein 
eines gefunden, kraftvollen, auf flch felbft geftellten Bürger- 
thums. Indefs der Adel deutfcher Nation in Rohheit und 
Umbildung verfank, aus der {ich der Bauernfland noch nie- 
I) Zeugnifs davon giebt die deut- 
fche Bibel König Wenzels auf der 
kaiferlichen Hofbibliothek in Wien. 
Vergl. Waagen 
Wien, II, 28, 
Kunildenkmäler 
in
	        
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