Volltext: Dürer (Bd. 1)

286 
Apokalypfe und 
Holzfchnitte. 
frühen 
mit derfelben Feder gemacht wie die Zeichnung; feine Form 
läfst auf  die Zeit um 1500 fchliefsen. Das verkehrte D 
darin zeugt dafür, dafs der Entwurf zur Reproduction be- 
ftimmt war. Die Jahreszahl I 516 daneben ift mit dem Stifte 
von fremder Hand fpäter beigefügt, auch jene fonderbare 
Infchrift auf der Bandfchleife fcheint jünger. Hier fei noch 
einer anderen Zeichnung im Mufeum von Oxford gedacht: 
Ein nacktes Weib liegt auf der Erde, den Kopf in die Hand 
geüützt; hinter ihr knieet eine dicke, ältliche nackte Frau, 
eine Geifsel fchwingend. Das Blatt ift mit dem Monogramm 
und der Jahreszahl 1503 bezeichnet und hat flcher eine 
mythologifche Bedeutung, fo gut wie das zu Windfor Caftle. 
PVPILLA AVGVSTA, die verwaifte Augultal was 
hat man fich dabei gedacht? Konrad Celtes kann uns viel- 
leicht darüber Auskunft ertheilen. Seiner poetifchen Ein- 
laclung, von Italien nach Deutfchland zu kommen, war 
Apollo gefolgt l). Nürnberg, der neue Mufenfitz, mufste 
doch auch eine antike Vergangenheit haben. Die Stadt 
hiefs daher bei den Humanifien flatt Norimberga auch 
wUrbs Noricorumr; Dürer felbft nannte {ich gern wNoricusr, 
obwohl Nürnberg von der römifchen Provinz Noricum weit 
genug ablag. Celtes aber wufste genauer Befcheid. Er 
War im Befitze von römifchen Ortsverzeichniffen, von dem 
Itinerarium Kaifer Antonius, jener topographifchen Karte, 
die er in feinem Teitamente an den Augsburger Patrizier 
Konrad Peutinger vermachte und welche daher unter dem 
Namen Tabula Peutingeriana berühmt geworden ifli). Dort 
fand er die römifche Colonie Auguiia Praetoria, die auch 
von Plinius und Strabo erwähnt wird; eine Stadt im Lande 
der Salaffer in Gallia Cisalpina, die man wohl mit Recht 
an die Stelle des heutigen Aofta in Piemont verfetzt. Celtes 
jedoch erwies feinen Nürnberger Freunden die Artigkeit, 
I) Celtes, Ars versiücalmdi 1486, 
mit der fchönen fapphifchen Ode: 
Ad Apollinem, ut ab Italis cum lyra 
ad Germanos veniat. 
auf der 
Klüpfel 
2) Sie befindet lieh jetzt 
k. k. Hofbibliothek in Wien. 
a. a. O. II. 164. 
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.