Ce1tes'
LiguriquS.
Guntherus
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Die erften Ausgaben diefer Bücher von Celtes find
leider fehr felten geworden, fle waren vielleicht auch fchon
urfprünglich in kleiner Auflage gedruckt, da der Dichter
lange Noth hatte, die Druckkoflen aufzubringen. Daher
kommt es wohl, dafs die Illuflrationen dazu bisher auch
noch keine eingehende Behandlung in der Kunftgefchichte
gefunden haben. Die Holzfchnitte mögen unerfreulich fein,
aber ihre Entftehuilg hat doch für die Entwickelung Dürers
eine folche Wichtigkeit, dafs ein längeres Verweilen bei
denfelben unvermeidlich war. Nachdem hiermit die Auf-
merkfamkeit der Forfchung auf diefen Punkt gelenkt worden
ifl, wird wohl auch für eine nähere Aufklärung des Sach-
verhaltes die Hilfe von Fachgenoffen, wie auch namentlich
die erwünfchte Unterftützung von Litterarhiftorikern nicht
ausbleiben. S0 weit ich mir denfelben vorläufig mit Bezug
auf Dürers Betheiligung an der Arbeit zufammenreimen
kann, wäre er etwa folgender:
Als fich Konrad Celtes im Jahre 1493 in Nürnberg
aufhielt, war die SchedelTche Weltchronik eben im Er-
fcheinen begriffen. Als Freund Sebald Schreyers, eines der
Herausgeber, mochte er fich leicht für die Prachtausgabe
begeiftern und den Plan faffen, auch feine von langer Hand
vorbereiteten Publicationen auf gleiche Weife ausftatten zu
laffen. Selbftverftändlich dachte er dann zunächft an Wol-
gemut, und diefer wäre. der Maler gewefen, für den er noch
im felben Jahre Aufträge zu Entwürfen einfandte. Dürer
war ja damals noch von Nürnberg abwefend; er kehrte erft
im folgenden Jahre 1494 von feiner Wanderfchaft zurück.
Von ihm laionnte vorerfi gar nicht die Rede fein. In der
erflen illuftrierten Publication des Celtes, in den Werken
der Roswitha von 1501 ift daher noch nichts von Dürers
Hand; die Holzfchnitte flammen wohl fämmtlich aus Wol-
gemuts YVerkfiatt. Inzwifchen lenkte Dürer die Aufmerk-
famkeit des humanifiifchen Kreifes auf flch, es ergingen auch
Garellffchen
Bibliothek,
YVien
1780.