Familie mit den Hafen.
Heil.
Katharinefs Nlarler,
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neten Drucke meift verloren gegangen, fo dafs es lange
Mühe gekoflet hat, bis es gelang auch nur je eines Exem-
plares derfelben habhaft zu werden. 1) Es lind folgende
fechs Darßellungen: Die Marter der zehntaufend Heiligen
von Nikomedienz), ein fchrecklicher Gegenftand, den Dürer
nachmals im Auftrage des Kurfürften Friedrich des Weifen
auch in einem grofsen Gemälde behandelt hat. Doch bot
die Compofition dem jungen Meifter Gelegenheit, viele meift
nackte Geftalten in den mannigfachften Stellungen wieder-
zugeben. Das Männerbadß). Sechs nackte Männer von ver-
fchiedenem Alter und Körperbau in verfchiedenen Stellungen
befinden {ich in einem gedeckten Baderaum, der die Aus-
ficht in die Landfchaft und auf eine Stadt freiläfst. Die
Behandlung des Nackten ift zwar noch etwas hart und Pteif,
doch für die Zeit immerhin überrafchend, iie erinnert ftark
an den Seballiail im Dresdener Altare. Die Zeit der Ent-
ftehung ergiebt fich mit ziemlicher Wahrfcheinlichkeit aus
einer datierten Federzeichnung in der Kunithalle zu Bremen.
Diefelbe Pcellt nämlich ein Frauenbad dar in fo ähnlicher
Art, dafs es offenbar eine Art Seitenftück zu der Darflellung
jenes Holzfchnittes bilden follte. Sechs Frauen verfchie-
denen Alters mit zwei Kindern erfcheinen in einem ge-
fchloffenen, viel bequemer eingerichteten Holzverfchlage.
Ihre Körper, freier bewegt und feiner ausgeführt, erinnern
an die vier Hexen im Kupferfiiche4). Das Blatt führt die
echte Bezeichnung: 11496 A D neben einander. In das-
felbe Jahr, wenn nicht früher, fällt wohl auch das Männerbad.
I) M, Thaufmg, Dürers frühe Holz-
fchnitte ohne Monogramm; in den
Mittheilungen des Inftitilts f, öfterr,
Gefchichtsforfchung, 1882, III. 96 ff.
2) Bartfch 117, Mr. William
lilitchell in London befltzt einen Ab-
druck des Ausfchnittes ohne Mono-
gramm mit vielen Abweichungen im
Strauchwerk und in der Stellung der
fliegenden Vögel auf Papier mit dem
Wafferzeichen der hohen Krone,
3) Bartfch, Nr, 128. Ein Abdruck
der unbezeichneten Holzplatte auf
Papier mit dem Wafferzeichen der
grofsen hohen Krone befindet fxch in
Hausmanns Sammlung bei Dr. Blaüus
in Braunfchweig.
4) Im Vordergrunde liegt eine
Ruthe, ein Rüppelbefen ganz ähnlich
jener Hieroglyphe in einem Venetia-
nifchen Briefe, deren Bedeutung als
Gerte dadurch fxchergeftellt iß.