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APOkaIypfg
frühen Holzfchnitte.
Es ifi das einzige freundliche Bild der Folge; eine Erlöfting,
ein Ruhepunkt der Phantafie nach all den Schrecken der
letzten Dinge. Solch eine Wirkung aber übt das Blatt nur
an diefer Stelle der Reihe und hat Dürer deshalb wohl den
Stoff bis dahin aufgefpart. Wenngleich Bartfch, abfehend
vom Texte und der Anordnung des DürerTchen Buches,
dem Blatte ohne weiteres die flebente Stelle einräumt und
obwohl v. Eyel) nach ganz äufserlichen Anhaltspunkten
diefe Rückverfetzting zu rechtfertigen fucht, fo dürfte doch
aus tieferen inneren Gründen an der urfprünglichen, von
Dürer auch noch in der fpäteren Auflage von 1511 bei-
behaltenen Reihenfolge nicht zu rütteln, fondern fortan feft-
zuhalten fein. Nach all den grauenhaften Zeichen und
Vifionen bildet die Apotheofe des Lammes den verföhnenden
Abfchlufs, den tröftenden feierlichen Hinweis auf die Freuden
des Jenfeits.
Die beiden nun noch folgenden letzten Blätter der Folge
verhalten flCh zu jenem nur wie ein irdifches Nachfpiel.
Das vierzehnte Blatt mit der Gefchichte der grofsen Baby-
lonifchen Hure, der endlich das Verderben naht, haben wir
bereits eingangs kennen gelernt. Den Schlufs bildet das
fünfzehnte Bild, auf welchem unten einer der grofsen Rache-
engel ernit {innend daherfchreitet, den teuflifchen Drachen
auf taufend Jahre im Abgrunde zu verfchliefsen i), indefs
oben auf der Höhe ein anderer Engel dem verzückten
Johannes die heilige Stadt des neuen taufendjährigen Reiches
zeigt oder wie Dürer fpäter erklärt: vdas neue gefchmückte
jerufalem, das vom Himmel herabfteigt, davon Apokalypfis
fchreibt: Das heilige klare Evangelium, das nicht mit menfch-
licher Lehre verdunkelt feia 4).
Erft zu der neuen Ausgabe von 1511 hat Dürer den
Titel noch mit einer Vignette verfehen, auf welcher über
einem Wolkenfaume der Apoftel an feinem Buche fchreibend
Leben Diirers, x43 ff,
Cap. 20. V. I. 2,
Cap. 2x. V. 2.
4) Campe, Reliquien S.
rers Briefe, 12.
x 30,