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frühen Holzfchnitte.
Apokalypfe und
pofition fteht keineswegs auf der Höhe der vVier Reitera
und der rEngel vom Euphrata , noch auch ift die Durch-
bildung und Belebung der GePcalten in gleicher Weife ge-
lungen. Bedeutend iPt eigentlich blos die Figur des Erzengels,
der auf dem Bauche der walten Schlanger ftehend, ihr den
langen Speer in die Kehle bohrt ein in der alten germa-
nifchen wie italienifchen Kunft beliebter Gegenftand. Zwifchen
feinen zwei harmlofen Gefährten tritt St. Michael um fo
furchtbarer hervor und wie befeelt von überirdifcher Kraft.
Nur dafs der Ausdruck diefer Befeelung erreicht wird durch
eine merkliche Verfchiebung der Körperverhältniffe und
durch Härten, die nur theilweife auf bewufster Uebertreibung
beruhen, theilweife aber auf der Unzulänglichkeit des Wiffens.
Das Hinausgehen des Strebens über die natürliche Leiftungs-
fahigkeit der Formen verleiht der Figur ein archaiftifches,
fremdartiges Gepräge. Im Sinne jener Mifchung von Vor-
zügen und Mängeln, von Leidenfchaft und Starrheit, von
Willkür und Gebundenheit hat gerade diefer Erzengel Michael
freilich ftets grofse Bewunderer gefunden. Jedenfalls tritt
der alte Stil in keinem Werke Dürers fo mächtig in feine
verjährten Rechte ein, wie in diefer apokalyptifchen Figur.
Ihre Erfindung fcheint fomit vor die Entwürfe der übrigen
Blätter zurückzureichen, oder aber haben Dürer die Motive
eines ungleich älteren unbekannten Vorbildes dabei vor-
gefchwebt.
Auf dem zwölften Blatte der Folge erfcheint unten die
Anbetung der beiden dem Meere entfteigenden UngeheueN),
oben der Thronende mit der Sichel und die Engel, die
zur blutigen Ernte eilen 2). Vor dem fiebenköpfigen Drachen
knieen andächtig die gekrönten Häupter der Erde, indefs
{ich in der bürgerlichen Gruppe dahinter fchon verfchiedene
andere Stimmungen zeigen.
Das dreizehnte Blatt ift dem Triumphe der Auserwählten
gewidmet, auf welchen der verworrene Text der Apokalypfe
CaP-
CaP-
14ff.