Die
vier
VOIII
Engel
Euphrat,
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Und zwar erfolgt die Anordnung der beiden Gruppen dies-
mal nicht über-, fondern nebeneinander. Den Raum zur
Linken nehmen die vier Engel ein, von denen die zwei
im Vordergrunde Pcehenden den bedeutendften Theil der
Darftellung bilden. Im Gegenfatze zum Herkommen ftellt
Dürer die Würgengel als bejahrte und hagere, wenn auch
bartlofe Männer dar. Er unterfcheidet diefelben fo für den
erften Anblick gleich von den Kinder- und Mädchen-Geftalten,
den hergebrachten Erfcheinungen der heilbringenden Himmels-
boten. Mit diefen Genien hätte er die Vollftreckung des
letzten Racheamtes unmöglich in Einklang bringen können,
ohne in künftlerifche Uebertreibungen und Unwahrheiten zu
verfallen. Die Unterfcheidung und die Erfindung diefer
dräuenden Männerengel ift daher äufserft glücklich zu nennen.
Ihre hohen grobknochigen Geftalten mit den riefigen Geier-
Hügeln flöfsen uns eine Ahnung ihres fchrecklichen Berufes
ein und laffen daran glauben, auch ohne dafs deffen Aus-
übung zu deutlicher Anfchatiung gebracht wird. S0 genügt
es denn, dafs jene beiden Engel unbewegt daftehen in ihren
lang herabfallenden Gewändern, die Fauft am Schwerte
ruhend; fie wenden blos einen Blick nach den puitenden
Köpfen der Winde hin und machen mit der Hand eine
leichte Bewegung der Abwehr. In diefem ruhigen Beharren
aber erfcheinen fie ungleich gewaltiger als etwa jener dritte
Engel, der in ihrem Rücken fchreiend das Schwert gegen
einen der Winde zückt. Ein Zeichen ihrer Macht, {teht der
fruchtbeladene Apfelbaum zu ihren Häupten, den die Winde
nicht einmal befchädigen dürfen. Am Himmel aber bringt
der Engel, der das verbietet, das ßZeichen des lebendigen
Gottesr in Geftalt des Kreuzes, und daffelbe Zeichen fchreibt
ein anderer, ein lieblicher Friedensbote auf die Stirnen der zur
Rechten Knieenden, unter denen einige Porträte zu fein fcheinen.
Das flebente Blatt verfinnlicht die Vertheilung der
Pofaunen an die fieben Engel und die Plagen, welche die
fünf erften aus ihnen verurfachen1). Blos die Gruppe der
I) Cap. 8 u. 9. V. 1-12.
Thaufing,
Dürer