Volltext: Dürer (Bd. 1)

256 
Die Apokalypfe und die frühen Holzfchnitte, 
Glaubens 
oben 
über 
den 
Wolken 
vollzieht 
und 
darunter 
die Verdunkelung von Sonne, Mond und das Herabfallen 
der Sterne. Die Tröftung der armen Seelen derer, ßdie 
erwürget waren um des Wortes Gottes willem , und die 
Bekleidung ihrer Blöfse durch die Engel am Altare Gottes 
iPr eine ungemein rührende Scene. Dürer weift fpäter im 
Jahre 1521 auf die betreffende Stelle der Apokalypfe hin, 
indem er fpricht von dem wunfchuldigen Blute, das der 
Papft, die Pfaffen und die Mönche vergoffen, gerichtet und 
verdammt haben: das fxnd die Erfchlagenen, unter dem 
Altare Gottes liegend, und fie fchreien um Rache, darauf 
die Stimme Gottes antwortet: Erwartet die vollkommene 
Zahl der unfchuldig Erfchlagenen, dann will ich richtene 1). 
Dafs aber Dürern bereits in den neunziger Jahren des 
fünfzehnten Jahrhunderts eine ähnliche Deutung der Stelle 
auf die kirchlichen Verhältniffe feiner Zeit nahe lag, beweift 
der untere Theil der Compofxtion mit dem Strafgerichte 
Gottes am grofsen Tage feines Zornes. Unter denen näm- 
lich, die {ich verkriechen in den Klüften und fprechen zu 
den Bergen und F elfen: wfallet auf uns und verberget uns 
vor dem Auge deffen, der auf dem Stuhl fltzt und vor dem 
Zorne des Larninesx fehen wir rechts nebft Kaifer und 
Kaiferin den jammernden PapPc, den befiürzten Cardinal, 
den Bifchof und den Mönch in der Kapuze. Zur Linken 
aber iPc an einer Gruppe der Untergang der Völker dar- 
geflellt; aufrecht {itzt dazwifchen nur noch ein Weib mit 
{einem Kinde, das mit zornigem Blicke und weitgeöffnetem 
Munde hinüber fchreit nach der hierarchifchen Gruppe. Es 
iPc ein inhaltfchwerer Gedanke, dafs Dürer hier des Volkes 
Fluch einer Mutter in den Mund legt. 
Auch auf dem fechsten Blatte lind zwei Darflellilngen 
die blos zeitlich und gedanklich mit einander zufammen- 
hängen, in eins zufammengefafst: die vier Engel, welche den 
Winden wehren, und die Verliegelung der 144,000 Heiligen i). 
I) Niederländ. Tagebuch, Campes 
Reliquien S. 132. Dürers Briefe 123. 
C1111
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.