Volltext: Dürer (Bd. 1)

Der 
offene Himmel. 
Die vier 
R eitel"! 
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Die Tiefe der Erfindung Wirkt hier fo packend, dafs 
ftoffliche Accefforien und einzelne Schwächen der Ausführung 
erft nachträglich in Betracht kommen. Die Pferde der drei 
oberen Reiter zeigen die unfchönen und ungenauen Formen, 
von denen Dürer erft nach dem Stiche des St. Euftachius 
abgegangen iPc; indefs kommen hier die Rammsnafen und 
die vermenfchlichten Augen dem dämonifchen Ausdrucke 
der Roffe zu Ratten. Die Reiter felbfi, zornig nach vorwärts 
blickend, der eine mit dem gefpannten Bogen, der andere 
mit gezücktem Schwert, der dritte mit hintennach ge- 
fchwungener Wage tragen im Uebrigen die phantafiifche 
Zeittracht. Sehr bezeichnend humpelt weiter unten die 
Schindmähre des vierten Reiters nach, dafs deffen Beine 
faPc den Boden-fireifen. Das ift der Tod, der den höllifchen 
Dreizack fchwingt, aber nicht als Gerippe, fondern als der 
vertrocknete Greis mit den Frieren wimperlofen Augen, 
eine Art wilder Mann, wie er auf dem oben zuerfl: erwähnten 
Kupferftiche, das Weib bezwingend, vorkommt. Und hinter 
ihm gähnt der Höllenfchlund, gleich dem eines Riefendrachen, 
und verfchlingt eben das gekrönte Haupt diefer Erde. Die 
Gruppe zur Rechten, über die der Sturm hinbrauft, vertritt 
den vierten Theil der Menfchheit, der getödtet werden foll, 
nach den Ständen des Zeitalters; zunächft eine Nürnberger 
Hausfrau, dann ein feifler Kaufherr, ein fchreiender Bauer 
und ein fürchtiger Bürger und ganz unten ein Kopf mit 
der Tonfur. 
Ein fo einheitliches Bild weifen freilich die anderen 
Blätter zur Apokalypfe nicht auf, um fo weniger als Dürer 
Pcets bePcrebt ift, mehrere Gefchichten in eine Compofltion 
zufannnenzudrängen. Stoff und Tendenz obfiegen dadurch 
leicht über die künftlerifche Vollendung. S0 ift denn auf 
der folgenden fünften Darftellung die Löfung des fünften 
und fechsten Siegels in eins zufammengefafsH), fo dafs {ich 
die Vertheilung der weifsen Kleider an die Märtyrer des 
CaP-
	        
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