252
und
Apokalypfe
Die
Holzfchnitte,
frühen
macht es ihr zwiefältig nach ihren Werken; mit welchem
Kelch fie euch eingefchenket hat, fchenket ihr zwiefältig eim 1).
Schon auf feiner Wanderfchaft fcheint fich Dürer mit
dem Plane der Apokalypfe getragen zu haben; er mochte
in der Fremde, zumal in welfchen Lande, fo wie Luther in
Rom, manches beobachtet haben, das ihn zum Widerfpruch
anregte. Bald nach feiner Heimkehr fehen wir ihn mit
Vorarbeiten zu dem Werke befchäftigt, und im Jahre I498
erfcheint wDie heimliche Offenbarung Johannise oder iApo-
calipsis cum iigurise deutfch und lateinifch mit gothifchen
Lettern gedruckt und mit I5 grofsen Holzfchnitten gezierti).
Der erfte derfelben zeigt als Einleitung und gleichfam zur
höheren Beglaubigung des Ganzen die Marter des Evan-
gelifien Johannes angefichts des Kaifers Domitian und einer
bunten Zufchauergruppe. Der Gegenftand war durch einen
Holzfchnitt der Koburgeffchen Bibel von I483 bekannt und
fo dem Künftler nahe gelegt. Die Anordnung mit dem
Thronfeffel des Kaifers erinnert noch an ähnliche Dar-
ftellungen im vSchatzbehaltera; das Studium zu feinem
Kopfe haben wir in einer frühen Zeichnung des Florentiner
Cabinets erkannt 3). Merkwürdig iPc der vereinzelte aber
deutliche Anklang an die Renaiffance-Architektur Venedigs
in dem Bauwerke, das zunächft hinter dem Brocatmufter der
Thronlehne fichtbar wird und vermuthlich den Palaft des
heidnifchen Kaifers andeuten foll.
Das zweite Blatt, die Berufung des Johannes 4) wirkt
durch die Einfachheit der beiden Geftalten, die blos von
Wolken und von den fieben Leuchtern umgeben fmd; die
Figur des bärtigen Heilandes leidet aber an der zu genauen
Wiedergabe der Augen ßwie eine Feueriiammee und des
1) Cap. I8. V. 6.
2) In Buchform haben {ich blos
fehr wenige Exemplare erhalten. Der
Text der deutfchen Ausgabe fammt
der Vorrede ifi aus Koburgers Bibel
entlehnt und fchliefst mit den Worten:
nEin ende hat das buch der heim-
liehen offenllarung saut Johannfen
des zwelffboten vnd ewangelißen. Ge-
drückt zu Nürenbergk durch Albrecht
Dürer maler nach Chrifli gepurt
MCCCC und darnach im XCVIII jam.
3) Siehe oben S. 112-113.
4) Cap. I. V. 10ff.