deutfchen
erften
Malerfchulen.
Grunde lag. Im Widerfpruche damit Pceht aber einerfeits
die Thatfache, dafs die Vervollkommnung des Gemäldes
durch das Streben nach Naturwahrheit gleichen Schritt hält
mit dem Verfalle der Gothik in den tectonifchen Künften
zwifchen den Bedingungen ihres wechfelfeitigen Gedeihens
fonlit ein ungerades Verhältnifs befteht; anderfeits das Aus-
einandergehen der einmal felbitändig gewordenen deutfchen
Malerei nach mehreren wefentlich verfchiedenen Richtungen.
Doch auch die Gegenfätze diefer älteften Schulen verdanken
noch ihre Eigenthümlichkeit nicht fowohl dem bereits ge-
kräftigten Volksthume, als vielmehr der Nachwirkung jener
mächtigen Ideen, welche die Nation das ganze Mittelalter
hindurch beherrfchten.
Die ideale Erhebung der mittelalterlichen Kirche fand
einen vollendeten Ausdruck in der älteren Malerfchule von
Köln. Die fchlanken Geftalten mit der zierlich gefchwungenen,
gleichfam aufwärts ftrebenden Körperhaltung, den lang herab-
fallenden, dichten Falten der Gewandung, den weichen, ruhe-
feligen Gefichtsformeil, dem fanften Blick, der mehr nach
Innen als nach Aufsen gekehrt fcheint getaucht in lichte,
duftige Farben und umfloffen von Pcrahlendem Goldgrund
das find keine Kinder diefer Welt, fie gehören einem befferen
Ienfeits an, nach welchem ihre Erfcheinung die Sehnfucht
erwecken foll und das durch ihre Verehrung zu gewinnen
iit. Ohne gerade von dem heiteren Genuffe des Dafeins
abzulenken, wollen lie daffelbe blos in Itetem Bezuge auf
das Himmlifche erhalten, und zwar auf dem einzigen Wege
duldender Nacheiferilng und mächtiger Fürfprache, das heifst:
durch die Kirche. Diefer Charakter ifl eigentlich in feinen
Grundzügen der früheften Epoche der Tafelmalerei im ganzen
damaligen Deutfchland gemeinfam, doch fanden fich nur am
Mittelrhein die Bedingungen einer höheren, feineren Durch-
bildung fo glücklich zufammen. In dem reichen, heiligen
Köln, dem deutfchen Rom, Ward die Kunft gefchützt von
den geiftlichen Kurfürften, gefordert von einem opulenten
Clerus und gehegt durch einen eben fo frommen, wie lebens-