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VIII.
mit Wolgeinut
Wettflreit
frühen
Kupferfliche.
Frührenaiffance haben es mit der Unterfcheidung von Cen-
tauren und Satyren genau genommen'). Hercules, als Hahn-
rei gekennzeichnet, bedroht das Paar mit einem Knüttel,
ebenfo wie die in der Mitte ftehende, unerklärte weibliche
Figura). Diefe ift vielleicht blos zur Ausfüllung aus jener
Zeichnung Dürers von 1494l1erübergen0mmen. Daher flammt
auch das fliehende Kind. Selbft die fteife Haltung des Her-
cules erklärt fich zum Theil aus der gegenfmnigen Ver-
Wendung der Motive von Arm und Bein an dem anderen
Weibe, das, von rückwärts gefehen, gegen Orpheus ausholt.
Noch mehr! Auch jene obenerwähnten gleichzeitigen Zeich-
nungen Dürers nach Mantegnas Kupferftichen haben Motive
hergeben müffen. So entfpricht die Dejanira im Gegenfinne
der von einem Triton auf dem Rücken geführten Nereide,
links im Kampfe der Seegötter Auch der Satyr mit feinem
gequetfchten Profile, den zottigen Lenden, dem in Blattwerk
auswachfenden Haupthaare findet fein Vorbild in Dürers
Zeichnung nach Mantegnas Bacchanal mit dem Silen4).
-Wie einfach läge nun die Sache, wenn wir wie bisher
Dürers Kupferflich als eine Originalarbeit des jungen Meiflers
anfehen könnten, dem alle jene auf der Reife gefammelten
Copien als Studien gedient hätten! Das geht aber nicht an,
denn der entfprechende Kupferfiich Wolgemuts nimmt trotz
alledem und alledem die Originalität für {ich in Anfpruch,
I) Vergl. v. Sallet, Kunflchronik
VIII. 337; und Unterfuchungen über
A. Dürer, 1761i Hans Sebald Beham
bezeichnet einen Satyr mit einem
Weib im Schofse, B. 108, als:
DEIANIRA und NESSUS; Heinrich
Aldegrevcr bildet die Gruppe ebenfo,
B. 93, und fiellt auch fonfl: die Cen-
tauren der Herculesmythe blos mit
Bocksfüfsen dar, B, 92. Georg Penz
bildet den Chiron, welchem Thetis
den Achilles zur Erziehung übergiebt,
B. 90, gleichfalls als Satyr mit dem
Kinnbacken in der Hand, dabei
die Auffchrifx: ACHlLLEM HVNC
MAGlSTRO- SVO CHlRONE x 543,
Vergl. auch unten das X. Capitel
über Dürers Satyrfamilie oder den
wkleinen Satyna
2) Vafari, ed. Lem. lX, 261, fpricht
von einer Diana, welche eine Nymphe
fchlägf, die (ich in den Schofs eines
Satyrs geflüchtet, ganz aus eigener
Erfindung,
3) Nach Mantegna, Bartfch, Nr. l 7,
4) Bartfch, Nr. 20. Vergl. oben
S. I 15,