Volltext: Dürer (Bd. 1)

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VIII. 
mit Wolgemut und 
Der Wettflreit 
Kupferßiclme. 
frühen 
die 
unverändert an feiner Stelle, fo dafs daffelbe auffeinem Stiche 
an deffen rechte, ftatt an die linke Seite gegürtet erfcheint 1). 
Betrachten wir nun die von Quad von Kinkelbach aus- 
drücklich als Nachfliche bezeichneten Blätter Dürers. wDer 
träumende Doctore oder xder Trauma?) ift eine bildliche 
Verhöhnung altersfchwacher Lüfternheit. Der Schläfer hin- 
ter'm Ofen, dem der Teufel mit einem Blafebalg in's Ohr 
bläft, fcheint Porträt zu fein. Als Ausgeburten feiner er- 
hitzten Phantafie erfcheinen im Vordergrunde Venus und 
Amor; der letztere verfucht es ganz drollig auf Stelzen 
einherzugehen. Auch hier hat Dürer blos einen Stich Wol- 
gemuts im Gegenfmne wiedergegeben 3). Eine aufmerkfame 
Prüfung der Venusfigur und die Vergleichung derfelben auf 
den beiden Platten läfst über die Originalität der mit W 
bezeichneten keinen Zweifel. Im Gegenfatze zu Dürers 
gewohnter Auffaffting überrafcht an diefer fchlanken Frauen- 
geftalt ein gewiffes fchematifches Ebenmafs, eine Zierlichkeit 
der Haltung, ein langes feines Profil, was nicht fowohl auf 
Naturftudium, als auf einen, wenn auch nur mittelbaren 
Zufammenhang mit der Antike hinweift. Der ganze Ober- 
körper des Weibes wird bei Wolgemut gleichmäfsig von 
einer reichen Lockenfluth eingerahmt. Dürer hat darin zu 
Gunften der gröfseren Naturwahrheit Lücken angebracht 
und einzelne Partien weggelaffen. Ein kleines Verfehen, das 
ihm bei diefer Gelegenheit unterlief, giebt uns glücklicher- 
Weife ein jedermann verftändliches Beweismittel für feine 
Thätigkeit als Copift. Bei Wolgemut fällt nämlich vom 
Kopfe der Venus auch an deffen uns abgewendeter Seite 
eine Haarlocke herab, deren Spitze unter der Achfelhöhle 
wieder fichtbar wird. Dürer hatte den Contour diefer Locke 
I) Bei den deutlichen Bltchflaben 
A-M-I an der Achfelborte der 
Dame hat {ich Wolgemut in ge- 
wohnter Weife wohl etwas gedacht, 
was Dürer unbekannt war. Bei ihm 
erfcheint nur noch das A, dann ein 
I deutlich, während der italienifche, 
Nlarcanton zugefchriebene Nachüich 
nach Dürer auch noch diefe Buch- 
ßabcn in's Ornament verflüchtigt. 
Ifrael von Macken wiederum hat fein 
Zeichen I-V-M an die Stelle gefetzt. 
2) Bartfch 76. 
3) Bartfch, P. Gr. VI. 337, Nr. 49_
	        
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